„Lang, lang ging’s her“ bei der Wahlversammlung der SPD-Liste im Gasthaus Prückl. Denn der Vorstellung der SPD-Liste und der Bürgermeisterkandidatin folgte eine lebhafte Diskussion. Es waren drei Stunden gelebter kommunaler Demokratie. Eröffnet hatte die Wahlversammlung Bürgermeisterkandidatin Madlen Melzer mit ihrer persönlichen und politischen Vorstellung. Ihr Lebensweg hatte im thüringischen Erfurt begonnen. Vor dreißig Jahren ist sie dann der Liebe nach Bayern gefolgt und seit knapp zwanzig Jahren ist sie mit ihrer Familie in Schierling „dahoam“. Beruflich ist sie in der Rheumaforschung an der Universität tätig.
Verbindlich im Ton, aber glasklar in der Sache äußerte sie sich zur aktuellen Gemeindepolitik und zu ihren Plänen. Enttäuscht zeigte sich Madlen Melzer vom Umgang des Bürgermeisters mit dem Gemeinderat und den Bürger. Sie verhehlte nicht den Stolz, durch das Bürgerbegehren überhaupt den Bürgerentscheid herbeigeführt zu haben. Mit dem Bluff der angeblichen Holmer-Investitionen habe der Bürgermeister seine Bürger hinters Licht geführt oder er habe Null- Ahnung gehabt. Für sie gehöre Offenheit und Klarheit in der Gemeindepolitik zu den Grundvoraussetzungen. Klar positionierte sie sich für die Abschaffung des Kommunal-unternehmens und für die Zurückgabe der Verantwortung an den gesamten Gemeinderat. Ein Herzensanliegen ist für Madlen Melzer ein öffentliches Nahverkehrs-angebot für Ältere und Junge als Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben. Besonders stark machte sich die Bürgermeisterkandidatin für eine Leitbild-Diskussion auf Augenhöhe mit den Bürgern. Mit diesen solle geklärt werden, welche Entwicklung die Gemeinde nehmen solle: Ein vielfältiges und buntes Angebot mittelständischer Betriebe oder eine gesichtslosen Industriewüste. „Wir haben wunderbare Ecken im Gemeindegebiet“, betonte Melzer.
Die Vorstellungsrunde der SPD-Liste eröffnete Martin Auer für den kurzfristig aus familiären Gründen verhinderten Hartmut Gust. Von seiner jahrzehntelangen Aktivitäten im Schützenbereich bestens bekannt, wolle dieser sein Augenmerk auf die Vereinsförderung, auf ein mittelständisches Gewerbekonzept und vor allem auf die Seniorenpolitik richten. Amtlichen Prognosen zufolge werde der Anteil der über 65-Jährigen bis 2029 auf fast ein Drittel der Bevölkerung steigen und knapp 2.000 Personen umfassen. Dr. Ursula Grandel liebt als gelernte Physikerin und IT-Direktorin Fakten und sieht in offenen Diskussionen modernes Management: „In unserer Gemeinde gibt es viele Menschen mit vielen guten Ideen, die wir nutzen müssen.“ Das Kommunalunternehmen blockiere die Mitwirkungsmöglichkeiten völlig.
Die Klärung der wahren Finanzlage der Gemeinde sieht Martin Auer als vordringliche Aufgabe. 15 Millionen Schulden und Zahlungsverpflichtungen seien kein Pappenstiel. Er möchte weniger der CSU heimleuchten als vielmehr das Finanzgebaren der Rathausspitze ausleuchten und „Licht ins Dunkel“ der Rathaus-Politik bringen. Mehr Frauen-Power in der Noch-Männer-Domäne Gemeinderat wünscht sich Anita Rötzer. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in der Leitung des Kinderturnens und -kletterns. Ferner will sie sich für attraktive Kinderspielplätze stark machen. Josef Röhrl sieht sich als „Mutter Teresa“ der Dörfer, deren Anliegen häufig ignoriert würden. Der Hobby-Imker ist zwar kein Experte für’s Zustechen in der Politik, „aber einen Maulkorb lasse ich mir nicht umhängen. Statt der massiven Dauer-Propaganda aus dem Rathaus wünscht sich Sepp Röhrl eine objektive Informationspolitik. Die anschließende Aussprache konzentrierte sich auf örtliche Themen. So wurde großer Unmut geäußert über die mangelnde Bekämpfung der Hochwassergefahr bei den sich häufenden Starkregen. Auch die neue Kanalisation trage dieser Entwicklung keine Rechnung.