Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg am 6./7. Dezember in der Alten Schule in Schierling
Die SPD-Ortsvereine Schierling und Langquaid laden zusammen mit dem SPD-Arbeitskreis Labertal und den KSK-Kreisverbänden Landshut und Rottenburg sowie mit Unterstützung der KSK-Ortsvereine zur letzten Station der „Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg“ ein. Nach sechs Stationen in Ergoldsbach, Geiselhöring, Rohr, Sünching, Mallersdorf und Rottenburg Wochenende in Ergoldsbach sind am Samstag, den 6. Dezember von 13.30 bis 16 Uhr die Bürgerinnen und Bürger in Schierling und Langquaid dazu eingeladen, in der Alten Schule in Schierling ihre Fundstücke aus Familienbesitz vorzulegen. Die Objekte werden dort fotografiert, bewertet und dokumentiert. Sie können danach gleich wieder nach Hause mitgenommen werden - oder für den darauffolgenden Tag der offenen Tür am Sonntag den 7. Dezember von 13.30 bis 16 Uhr ausgestellt werden. In vielen Familien werden diese Stücke bis heute aufbewahrt - jetzt können sie in einen größeren Zusammenhang betrachtet werden. Eine gemeinsame Ausstellung der Labertalgemeinden mit einem „Historischen Themenabend 1. Weltkrieg“ gestaltet der AK Labertal am 21. Dezember im Haus der Generationen in Mallersdorf-Pfaffenberg.
Die Materialschlachten und das Leben und Sterben an den Fronten des Ersten Weltkriegs sind in den letzen Monaten vielfach dokumentiert und besprochen worden. 100 Jahre nach Kriegsausbruch geht der SPD-Arbeitskreis Labertal in der Geschichtswerkstatt „Weihnachten sind wir wieder zuhause“ – Das Labertal erinnert sich“ insbesondere der Frage nach, wie Frauen, Kinder, Kriegsversehrte und alte Menschen den Großen Krieg zu Hause erlebt haben. Weiter soll in Erfahrung gebracht werden, wie es unseren Bauernhöfen und Handwerksbetrieben erging, wenn die Männer im Krieg waren.
„Der Kriegsstruwwelpeter“ oder „Das Lustige Kriegsbilderbuch“
Der Krieg schlich sich auch in das Leben der Kinder ein. In der Heimat erlebten Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit oft vormilitärischen Übungen und arbeiteten auf den Feldern als Erntehelfer. Ihr normaler Alltag in der Schule sah plötzlich ganz anders aus. In den Klassenzimmern wurden Landkarten aufgehängt, an denen man mittels kleiner eingesteckter Fähnchen den Verlauf der Front erklärt bekam. Für ältere Schüler bestand die Gefahr, an die Front zu kommen. Propagandistische Jugendliteratur, die den Krieg als großes Abenteuer und männliche Bewährungsprobe darstellten, bereiteten sie darauf vor, den Verlust männlicher Familienmitglieder klaglos und stolz hinzunehmen. Umgestaltete Märchen- und Malbücher gaben den Kindern Feindbilder vor. „Der Kriegsstruwwelpeter“ oder das „Lustige Kriegsbilderbuch“ sind nur zwei Beispiele.
Prothesen sollten eine normale Berufstätigkeit ermöglichen
Gab es wieder einen Sieg an der Front, dann jubelten alle und die Kinder erhielten "siegfrei". Doch bald gab es nicht mehr viel zu feiern und kamen die Väter zurück, so waren sie meist verletzt oder schwer traumatisiert. Dies bedeutete, sie konnten die schrecklichen Dinge, die sie an der Front erlebt hatten, gar nicht verarbeiten und wieder normal leben. Oft hatten die Väter auch noch Arm oder Bein verloren und waren nicht mehr fähig, ihrer Arbeit nachzugehen. Schon während des Krieges hatten viele Handwerker, Kleinhändler und Werkstattbesitzer reihenweise aufgeben. Amputierte sollten nun wieder als Schuster, Beamte oder Korbflechter arbeiten. Zu diesem Zweck bot die orthopädische Industrie ein ganzes Arsenal teils skurriler Prothesen an, die angeblich eine normale Berufstätigkeit ermöglichen. In Wirklichkeit erweist sich die Integration der „Kriegsversehrten“, wie sie nun bald beschönigend heißen, als schwierig. Nur wenigen gelang es, wieder in ihren alten Berufen unterzukommen.
Frauen erhalten Hof und Familie
Tausende Männer mussten ihre Arbeitsplätze in Industrie, Staatsdienst und Landwirtschaft verlassen und an die Front ziehen. Erst heute kann man richtig einschätzen, was es für eine schreckliche Zeit für die Familien war, als die Männer in den Krieg an die Front geschickt wurden. Zurück blieben die Frauen, die nun alleinverantwortlich für Haushalt, Hof und Kinder waren. Ab 1915 wurden in zunehmendem Maße Kriegsgefangene auf den Höfen eingesetzt. Die Landwirtschaft sollte trotz sowohl für das eigene Militär als auch für die eigene Bevölkerung Nahrungsmittel in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen. Ochsen und Pferde wurden an der Front gebraucht und fehlten auf dem Land. Und es mangelte an Dünger, Futtermittel für die Tiere, Saatgut und Maschinen. Dies ließ sich nicht umsetzen. Frauen gerieten dabei an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Leistungen. Nur wenige Dokumente und Fundstücke geben bisher darüber Auskunft. Doch es war auch die Pflicht der Frauen, die Verwundeten zu pflegen, die Genesenden in Obhut zu nehmen, für die Kinder und alten Eltern der im Feld stehenden zu sorgen oder den Behörden Hilfskräfte zu stellen. Der Unterhaltsbeitrag, den der Staat den Familien Eingerückter bezahlte, reichte kaum zum Leben aus. Es galt "aus nichts etwas zu machen". Die staatlichen Stellen versuchen das Volk moralisch durch amtliche Rezepturen für »Kriegssuppen« u. ä. aufzurüsten. Solche offiziellen Rezeptvorschläge versuchen zu zeigen, dass aus dem Allzuwenigen mit etwas Fantasie und Geschick doch noch schmackhafte Speisen herzustellen seien. Als die Lebensmittel ab 1915 immer knapper wurden, litten viele Kinder. Es gab nicht ausreichend zu essen und das, was es zu essen gab, hatte oft eine schlechte Qualität. Viele Kinder hungerten, wurden schwächer und am Ende krank. In den Städten standen Kinder in Schlangen vor Lebensmittelgeschäften, um etwas Butter oder ein paar Eier zu bekommen, die Kinder auf dem Lande hatten es da noch gut. Doch Hunger und Not nahmen stetig zu. Die Folge ist in allen Altersgruppen war eine erhöhte Infektionsanfälligkeit und die „Spanischer Grippe“ kostete nach dem Krieg noch viele das Leben.