Am heutigen Montag können Ober- und Unterlaichling ein sehr seltenes Jubiläum feiern. Denn vom 10. März 814, also vor 1200 Jahren, datiert eine Schenkungsurkunde, die in Regensburg im Beisein von Bischof und Abt Adalwin und zahlreichen Zeugen ausgestellt wurde. Ein adeliger Herr Geparoh und sein geistlicher Sohn schenkten dem Kloster St. Emmeram den dritten Teil ihrer Güter zu Laichling zusammen mit ihrer Eigenkirche. Mit ihr wird Laichling zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Übersetzung der in der Amtssprache Latein Urkunde durch Pfarrer Joseph Schnierle in seinem Aufsatz „Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Laichling“ im Sulzbacher „Kalender für Katholische Christen“ 1908 lautet wie folgt:
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes: Wir also, in Gottes Namen, Geparo und Priester Atto, mein Sohn, haben dem hl. Emmeran übermacht die Kirche unseres Erbbesitzes, welche in dem Dorfe Namens Laichling (Laihilinga) erbaut worden ist, im Donaugau gelegen, zur Rettung unserer Seelen und der unserer Eltern, und haben dazu geschenkt den dritten Teil von all unserem Besitz an jenem Orte, sowohl von Äckern, Wiesen und allen Einkünften und haben davon nichts ausgenommen, in der Absicht, einst der ewigen Freude gewürdigt zu werden.
Ich aber, Geparo, will, dass mein Sohn Priester Atto diese Kirche besitzen solle bis zu seinem Tode, ebenso alles Übrige, nämlich den dritten Teil unseres Erbbesitzes, wie wir es oben angeführt haben. Nach seinem Tode aber falle es mit allem Zuwachs dem hl. Emmeran, Martyrer Christi, anheim. Also bekräftigen wir es vor den Zeugen: Etkeo, Pillunc, Aotpercht, Tulti, Wolfpercht, Erimpercht, Lirunc, Madalker, Epo, Job, Etkihart, Sigihart, Cumar, Cottahelm, Erchanfrid, Wolfpald, Cunfrid, Hugolf, Paradeo, Alpuni, Irminpercht, Folrad, Rodpercht, Etkideo, Reginhart, Rehinheni, Cunpald, Egino, Ecolf, David. – Geschehen ist diese Übergabe (traditio) anno Domini 814, in der Pfalz (domus) des Kaisers Ludwig Augustus, des frommen Sohnes Karls des Großen, den 10. März, vor dem Altare des hl. Emmeran, in Gegenwart des Bischofs Adalwin, Ich Diakon Ellenhart, habe es auf Befehl meines Herrn geschrieben.“
Soweit der Text der Schenkungsurkunde mit der erstmaligen Erwähnung von Ober- und Unterlaichling. Bei der geschenkten Eigenkirche der Sippe des Geparoh dürfte es sich um den Vorgängerbau der Kirche in Unterlaichling handeln. Denn für Oberlaichling ist nur eine Kapelle überliefert , die im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde. Und die Kirche in Eggmühl war später nur eine Filialkirche der Urpfarrei Laichling.
Der Ort der Übergabe war die von Karl dem Großen errichtete Königspfalz, Sitz des fränkischen Präfekten des ehemaligen Herzogtums Bayerns und Verwaltungssitz. Der erwähnte Bischof Adalwin war in Personalunion auch Abt von Sankt Emmeram. Er regierte von 791 bis 816. Über das Stifterpaar Geparoh und Atto ist an sich wenig in Erfahrung zu bringen. Dass die adelige Sippe über eine Eigenkirche verfügte, die wohl schon unter den Agilulfinger-Herzögen (788 Absetzung und Klosterhaft von Herzog Tassilo III.) existiert hatte, weist auf ihre große Bedeutung hin. Auch die umfangreiche Liste der Zeugen unterstreicht diesen Eindruck. Eine nähere Untersuchung ihrer Namen in anderen Urkunden dieser und der späteren Zeit könnte den adeligen Sippen-Verband näher beschreiben. Interessant sind zum Beispiel die Zeugen Lirnunc und Egino. Lirnunc steckt im Ortsnamen Leierndorf und Egino dürfte der Namensgeber für Eggmühl sein, das in den ersten Urkunden als „Eginesmuol“ (Mühle des Egino) erwähnt wird. Eine Königsurkunde von Kaiser Ludwig dem Deutschen, ausgestellt in Regensburg am 4. Februar 868, schenkt ehemalige Lehen eines Egino in Plattling und Laichling an das Kloster Metten. Die Urkunde gibt einen Hinweis, dass sich in Laichling wie im gesamten Tal der Großen Laber, auch Königsgut befand. Schon zwei Jahre vorher ist ein Tauschgeschäft des Bischofs Ambricho mit einer vornehmen Witwe Eckilind und deren Mutter beurkundet, die gegen die Übereignung ihres Eigenbesitzes Güter in Thalmassing und Laichling erhielt. Wir haben es in dieser Zeit mit einem Mixed aus Königsgütern, Lehen und adeligen Besitzern zu tun, die im 9. Jahrhundert in Urkunden zu Buchhausen, Zaitzkofen, Pinkofen, Rogging, Pfellkofen bis Aufhausen als Träger der Herrschaft von König und Kirche sichtbar werden.
Die spätere Geschichte von Laichling sollte Teil von mehreren Fortsetzungen werden. Dass Laichling, erst um 1312 in Ober- und Niederlaichling unterschieden, nach der Trennung der Personalunion Bischof und Abt durch den hl. Wolfgang nach 970 zum Domkapitel bzw. Hochstift des Bistums gekommen sein muss, zeigen nicht nur die späteren Urkunden und Grundstücksgeschäfte des Domkapitels und Bischofs, sondern vor allem das Fehlen von Laichling im Güterverzeichnis der Reichsabtei St. Emmeran, dem sogenannten „Rotulus“. Während dort die Klostergüter von Aufhausen bis Hagelstadt, Thalmassing, Luckenpaint und Dünzling zu finden sind, fehlt Laichling gänzlich. Ein herausragender Vertreter Laichlings im Mittelalter sei noch erwähnt. Es handelt sich um den 25. Bischof von Regensburg Konrad der III. von Laichling. Er residierte von 1186 bis 1204. Am 24. April ist sein 810. Todestag. Nicht als Favorit des Kaisers Friedrich Barbarossa Bischof geworden, zählte er zu den treuen Anhänger der Staufer-Könige und Kaiser bis Philipp von Schwaben. Er beteiligte sich an den Kreuzzügen 1189-1191 von Friedrich Barbarossa und seines Sohnes Heinrich VII. 1196/1197. Zum „Crash“ und schweren kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zum Ende seiner Regierungszeit mit dem bayerischen Herzog Ludwig dem Kelheimer, der auf Kosten des Bistums seine Besitztümer erweitern wollte. Nachdem der Wittelsbacher Pfalzgraf Friedrich wenige Jahrzehnte vorher nachweislich in Laichling begütert war, dürfte unser Ort von diesem Konflikt nicht verschont geblieben sein. Auf jeden Fall ist es wert, dass nicht nur die Geschichte Schierlings, sondern auch die von Laichling und der anderen Ortschaften der Marktgemeinde ausführlicher dargestellt werden.
Für heute muss gelten: Herzlichen Glückwunsch Ober- und Interlaichling. Ad multos annos!