Die Schierlinger SPD und der SPD-Arbeitskreis Großes und Kleines Labertal laden zu einer Buchlesung am Freitag, 18. März um 19.30 Uhr im Gasthaus Aumeier ein.
Ministerialrat a.D. Dr. Wilhelm Schlötterer liest aus seinem Bestseller-Buch „Macht und Missbrauch - Franz Josef Strauß und seine Nachfolger – Anmerkungen eines Ministerialbeamten". Das Buch liest sich über viele Seiten fast wie ein Kriminalroman bei der Schilderung der zahlreichen Steuerskandale und Begünstigungen von Prominenz und Wirtschaft in der Ära Strauß und seinen Nachfolgern. Der jüngste Landesbank-Skandal mit den Milliarden Verlusten ist dabei der jüngste und für die bayerischen Steuerzahler der teuerste Höhepunkt der Jahrzehnte langen absoluten CSU-Herrschaft.
Der Kampf des 72-jährigen Steuerexperten, geborener Regensburger, war über viele Jahrzehnte ein „Kampf gegen die schwarzen Windmühlen“, die allerdings vergeblich sein Eintreten für Ehrlichkeit und die Gleichbehandlung aller Staatsbürger vor dem Gesetz zu zermahlen versuchten. Dabei ist Dr. Schlötterer seit Jahrzehnten ein „eingefleischtes“ und treues Mitglied der CSU, allerdings fest in den Wertevorstellungen eines Staatsbeamten und den Prinzipien der Gerechtigkeit verankert. Sein aufrechter Gang innerhalb der Ministerialbürokratie trotz der zahlreichen und massiven Anfeindungen und Bedrohungen waren für den SPD-Arbeitskreis Anlass, mit der Buchlesung dieses couragierten bayerischen Beamten die Veranstaltungsreihe „Zivilcourage zeigen“ im Jahr 2011 zu starten.
Nach seinem Vortrag steht Dr. Schlötterer gerne für Diskussionen zur Verfügung. Der Erwerb von Taschenbüchern bzw. Hardcover- Ausgaben seines Buches "Macht und Missbrauch" ist vor und nach der Veranstaltung am Büchertisch möglich. Der Autor wird nach der Veranstaltung gerne auch noch Bücher am Büchertisch signieren. Der Eintritt ist frei.
In Schlötterer’s Buch geht es dabei nur vordergründig um eine scheinbare Abrechung mit der Strauß-Ära und der jahrzehntelangen Einparteienherrschaft der CSU. Es vermittelt vielmehr einen Einblick in die Gefahren für das Staatswesen durch das absolutistische Allmachtsgebaren einer vermeintlichen „Staatspartei“, die glaubt, sie stehe über moralischen Prinzipien. Die Guttenberg-Affäre ist nur ein weiteres Glied in der langen Beweiskette. Im Kern geht es Dr.Wilhelm Schlötterer in seinem Buch und der SPD im Labertal um eine grundsätzliche Frage von Werten in der Politik, wie sie vor fast 40 Jahren der damalige bayerische SPD-Landesvorsitzende Waldemar von Knoeringen so beantwortet hat:
„Moral in der Politik heißt, Anständigkeit, Toleranz, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit in allen öffentlichen Dingen zur Geltung zu bringen. Moral in der Politik heißt, sich bei allem Tun bewusst sein, dass es nicht einfach um Macht, sondern um das Maß menschlicher Würde geht. Moral in der Politik das heißt auch Streben nach Wahrhaftigkeit. Wird die Lüge zum Instrument der Politik in irgendeinem ‚höheren Interesse’, so verlässt diese Politik den Boden der Humanität….Die Macht wird heute immer mächtiger und auch in einer Demokratie auf der Grundlage einer freiheitlichen Verfassung wuchern die Gefahren des Unmenschlichen. Solange die Auffassung vertreten werden kann, dass eben Realpolitik kalte Machtpolitik sein muss, die sich an moralische Prinzipien nicht binden lässt, solange als idealistischer Phantast bezeichnet werden kann, wer den moralischen Anspruch an die Politik erhebt, solange dem Zyniker der Macht der Lorbeer des politischen Erfolgs winkt, solange haben wir jene Höhen noch nicht erreicht, zu denen uns der deutsche Widerstand vorangeschritten ist."
(Waldemar von Knoeringen, Rede am 9.11.1963)
In diesem Sinne gilt auch sein Satz über alle Parteigrenzen hinweg:
„Zivilcourage ist für jeden politisch Handelnden notwendig!“
(zitiert aus Waldemar von Knoeringen, „Mobilisierung der Demokratie“)
Die Buchlesung ist deshalb ein wichtiger Beitrag zu einer grundsätzlichen Diskussion über Macht und Moral in der Demokratie, der hoffentlich viele Interessierte nach in den Aumeiersaal führt.