Ausstellungseröffnung v.l.: Franz Bayer, Pfarrer Ulrich Fritsch, BGM Hans Lohmeier mit Frau, Karl Garscha, Bundesvorstand Seliger-Gemeinde, Rainer Pasta, Walter Wirth und Martin Auer
Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration
Stadterhebung und Aufblühen der ev. Kirchengemeinde spiegelt Einfluss der Vertriebenen auf Geiselhöring wieder
Die diesjährige Themenreihe des SPD-AK Labertal „Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration“ mit der Ausstellung „Sudetendeutscher Sozialdemokraten“ gastiert derzeit in Geiselhöring. Rainer Pasta, Sprecher des AK Labertal und der Straubinger Bürgermeister Hans Lohmeier eröffneten die Ausstellung am vergangenen Montag im Pfarrsaal der evangelischen Kirchengemeinde – hier wird sie bis zum 20. Mai täglich von 8 bis 22 Uhr zu sehen sein.
In seiner Begrüßung erinnerte Rainer Pasta, als Enkel der Vertriebenen-Generation, an den starken Einfluss der Sudetendeutschen und Schlesier auf unsere Region. „Die Stadterhebung Geiselhöring, deren 60jähriges Jubiläum wir heuer feiern, das Aufblühen der evangelischen Kirchengemeinde und die Blütezeit der Geiselhöringer SPD mit mehr als 130 Mitgliedern haben alle den gleichen Hintergrund: Rund 35.000 Menschen kamen aus den ehemaligen Deutschen Ostgebieten in unsere Region. Mit ihrem Wissen und Können, ihrer Religion und ihrer politischen Ausrichtung, aber auch mit ihrem Leid und ihrer Hoffnung beeinflussten und veränderten sie Niederbayern entscheidend.“ In seiner Eröffnungsrede erinnerte BGM Hans Lohmeier aus Straubing an die rund 13.000 Vertriebenen, die allein in Stadt und Landkreis Straubing trotz ihres schweren Schicksals am Wiederaufbau entscheidend mitgewirkt haben und er lobte die bemerkenswerte Integrationsleistung der Nachkriegs-Gesellschaft. Lohmeier lies keinen Zweifel daran, dass auch der politische Neubeginn Bayerns von den Vertriebenen mitbeeinflusst und gestaltet wurde. Zumindest in der SPD, die damals mit Wilhelm Hoegner den Ministerpräsidenten stellte und die Bayerische Verfassung entscheidend mitformulierte, ist dieser Einfluss festgeschrieben. Doch die Verantwortlichen in der SPD hatten vor allem die Probleme der Wohnungs- und Hungersnot zu bewältigen – auch mit vielen unbeliebten Entscheidungen, für die sie später abgestraft wurden. Ähnlich erging es Willy Brandt, so Lohmeier weiter, der mit der damals neuen Ostpolitik der Versöhnung und Annäherung zwar den Grundstein für das heutige Europa und die deutsche Wiedervereinigung schuf, sich und der SPD aber den Unmut der Vertriebenen-Verbände zuzog, der erst in heutiger Zeit langsam verebbt.
Nicht immer mit offenen Armen empfangen
Karl Garscha, vom Bundesverband der Seliger-Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein – die in Geiselhöring vor allem mit den Themenkomplexen Vertreibung und Integration zu sehen ist. Er dankte allen, die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben. Garscha ließ aufblitzen, dass die Vertriebenen nicht immer mit offenen Armen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen empfangen wurden. Er verwies aber auch auf die Probleme der Verflechtung alter Nazi-Seilschaften bei der Familienzusammenführung und die dringende Beschaffung von ausreichend Wohnraum sowie den nötigen Wiederaufbauarbeiten. Nicht zuletzt verstehen sich die Mitglieder der Seliger-Gemeinde als Brückenbauer für ein gemeinsames Europa, weil ihnen die Aussöhnung und der Dialog mit den Tschechen wichtig ist“, so Garscha weiter. Abschließend ging er auf den Einfluss der sudetendeutschen Sozialdemokraten auf die BayernSPD ein. Zu den Gründungsmitgliedern der Seliger-Gemeinde zählten drei Abgeordnete des damaligen Landtags: Alfred Frenzel, Ludwig Walch sowie der spätere Vorsitzende der SPD-Fraktion und Landtagsvizepräsident, Volkmar Gabert. Zu diesem Thema lud Rainer Pasta die Anwesenden zum Vortragsabend anlässlich des 120-Jahre-Jubiläums der BayernSPD am 16. Mai ins Gasthaus Wild zum Vortragsabend ein.
Ab 21. Mai ist die Ausstellung dann in Rottenburg (Schlossklinik Oberhatzkofen), ab 11. Juni in Mallersdorf-Pfaffenberg (Kreiskrankenhaus) und anschließend am 25. Juni in Schierling zu sehen.