Präsentierten die Ausstellung „Braune Schwestern“: v.l. Kirsten Reiter (SPD-Vorsitzende Langquaid), Robert Mehrl (SPD-Marktrat Langquaid), Madlen Melzer (SPD-Vorsitzende Schierling), Rainer Pasta (Sprecher SPD-Arbeitskreis Labertal), Armin Buchner (SPD-Marktrat Schierling)
Wanderausstellung „Die Braunen Schwestern - Frauen in der rechten Szene“ machte Station in Langquaid.
Die SPD-Langquaid und der SPD-Arbeitskreis Labertal luden zu einer Info-Veranstaltung über Frauen in der Neonaziszene in das Mehrgenerationenhaus in Langquaid ein. Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr und unterwandern auf unterschiedlichste Art die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut.
Kirsten Reiter, Vorsitzende der SPD-Langquaid, eröffnete die Veranstaltung und wies darauf hin, dass mittlerweile jeder fünfte Neonazi eine Frau sei. „Rechtsradikalismus sei keine Männerdomäne mehr“, so Reiter. In Organisationen wie dem „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) werde versucht, nationalsozialistische Inhalte zu vergesellschaften und Frauen auf die Übernahme von politischen Ämtern vorzubereiten. Nationalistische und rassistische Ansätze aus dem Dritten Reich würden nicht verfremdet, sondern, wie zum Beispiel die Ehrung der Mutterrolle und die Abneigung gegen Ausländer, direkt übernommen. Zwar sei die Neonaziszene klar Männer dominiert, jedoch werden Frauen gerne in der Szene gesehen, da sie das radikale Image aufbessern.
Kirsten Reiter wies auf die durch den Kelheimer „Buchladen am alten Markt“ zur Verfügung gestellte Literatur hin. Besonders interessant sei das Buch „Mädelsache“. Die Politologin und freie Schriftstellerin Andrea Röpke beschreibe in ihrem mit dem Soziologen Andreas Speit veröffentlichtem Buch eindrucksvoll die Aktivitäten rechter Frauen.
Reiter dankte Rainer Pasta, dem Vorsitzender des SPD-Arbeitskreises Labertal, für die Organisation der Ausstellung „Die Braunen Schwestern“. Diese Ausstellung aus Österreich ist erstmals im Rahmen der Themenreihe des AK Labertal in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene. Pasta teilte mit, er wurde auf das Thema während einer Schulveranstaltung zu Neonazis in Deutschland aufmerksam gemacht, als eine Schülerin anfragte, ob es den auch Informationen zu Frauen in der rechten Szene gäbe. „Ich habe viel recherchiert, wurde aber erst in Österreich fündig und war froh, die Ausstellung zu dem Thema ausleihen zu können“, so Pasta.
Einen bewegenden Einblick in die rechte Frauenszene bekamen die Besucher über den dokumentarischen Kurzfilm „Neonazistinnen“, der von Andrea Röpke zusammen mit ‚Recherche Nord’ gedreht wurde. Eine Aussteigerin berichtete darin, dass nicht nur rechtes Gedankengut sondern oft auch die „Actionkultur“ und die Gruppen-Zugehörigkeit ein Gefühl der Stärke vermittle, das den Einstieg in die rechte Szene attraktiv mache. Nicht selten sei dabei ein Freund ausschlaggebend, der seine Freundin mit in die Gruppenveranstaltungen nähme. Laut Röpke dürfe man Frauen in der rechten Szene aber nicht nur als Mitläufer sehen. Die Bandbreite reiche vom „Heimchen am Herd“, dass „ dem Erhalt der weißen Rasse verantwortlich sei“, bis zur radikalen Kämpferin, die auch nicht vor Gewalt zurückschrecke.