Die Ausstellung über den evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, der vor 65 Jahren in Flossenbürg von den NS-Schergen auf das brutalste ermordet wurde, steht vor der Tür. Die evangelische Pauluskirche ist die vierte von acht Stationen der Ausstellung, die der SPD-Arbeitskreis Labertal zusammen mit den evangelischen Kirchengemeinden in acht Städten und Gemeinden von Mitte Mai bis Ende Juli zeigt.
Vom kommenden
Sonntag, 20. Juni bis zum Samstag, 26. Juni
gastiert sie in Schierling.
Besichtigt werden kann die Ausstellung am
Mittwoch (23.6.) und Freitag (25.6.) von 8:00 bis 12:00 Uhr und am
Dienstag (22.6.) und am Donnerstag (24.6.) jeweils ab 17:00 Uhr
bis zum Beginn der Abendveranstaltungen
oder nach Vereinbarung mit dem evangelischen Pfarramt (Tel. 09451/1325).
Schierling. Eröffnet wird Bonhoeffer-Ausstellung und damit die Begegnung mit Dietrich Bonhoeffer am kommenden Sonntag, 20. Juni, um 10:00 Uhr mit dem Familiengottesdienst durch Pfarrer Thomas Klenner. Im Anschluss daran folgt die offizielle Eröffnung durch den SPD-Landesvorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Florian Pronold, MdB.
Am Dienstagabend, 22. Juni, um 20:00 Uhr gibt es im evangelischen Pfarrsaal eine Aufführung des mit vielen internationalen Preisen ausgezeichneten Spielfilms „Bonhoeffer. Die letzte Stufe - Agent of Grace“ mit Ulrich Tukur als Hauptdarsteller.
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellungswoche folgt am Donnerstag, 24. Juni. Um 19:30 Uhr wird unter der Überschrift „Mit dem Bischof Dietrich Bonhoeffer begegnen“ der Diözesanbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in der St.-Paulus-Kirche an Hand seines im Frühjahr 2010 erschienenen Buches „Zeugen des Glaubens. Dietrich Bonhoeffer begegnen.“ über seine Begegnung mit dem evangelischen Theologen und ökumenischen Märtyrer sprechen.
Die Begegnung des Vorsitzenden der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskommission selbst mit Dietrich Bonhoeffer dauert schon mehr als drei Jahrzehnte. So promovierte Bischof Dr. Gerhard Müller 1977 beim heutigen Kardinal Karl Lehmann über Bonhoeffers Theologie der Sakramente. Es folgten weitere Veröffentlichungen über den „Heiligen der Wirklichkeit nach“ in den Folgejahren. Das auch von evangelischer Seite sehr positiv beurteilte Buch über ihren großen Sohn kann bei der Veranstaltung erworben werden (12,90 €). Der Diözesanbischof signiert im Anschluss an die Veranstaltung die Bücher.
Vorbestellungen für das Buch „Dietrich Bonhoeffer begegnen“ nimmt Martin Auer (Tel. 09451/1761; aueropa@t-online.de) entgegen.
Der 65. Todestag des „Christen im Widerstand“- das Gedenken an seine Hinrichtung im Konzentrationslager Flossenbürg am 9. April 1945 - war Anlass für den SPD-Arbeitskreis Labertal, zusammen mit den evangelischen Kirchengemeinden den Menschen in der Region den Lebensweg Dietrich Bonhoeffers, sein Denken und Handeln nahe zu bringen.
Bonhoeffer hat in den Jahren des Nationalsozialismus Zivilcourage und Zukunftshoffnung bewiesen. Er war zutiefst überzeugt von der persönlichen Verantwortung jedes Einzelnen, von der Widerstandspflicht gegenUnrecht und Gewalttat sowie von der Orientierungshilfe und Motivationskraft des christlichen Glaubens. Dietrich Bonhoeffer wurde nur 39 Jahre alt. Und doch hat kaum ein evangelischer Theologe des 20. Jahrhunderts so tief in Kirche und Gesellschaft hinein gewirkt wie er. Dietrich Bonhoeffer ist nicht der Welt entflohen, sondern der Erde treu geblieben; er hat seine eigenen Schwächen nicht versteckt: seine Angst in der Haft, seine Depression, seine Wut. Er kann ein Vorbild sein, weil er christliche Frömmigkeit mit einem politischen Engagement für Benachteiligte und Ausgegrenzte verbunden hat. Das Beispiel Bonhoeffers ruft bis heute dazu auf, wachsam zu sein und auch die Unbequemen zu hören, die nicht mitten im Strom schwimmen.
Viele kennen Dietrich Bonhoeffer nur von seinem Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das er im Dezember 1944 in seiner Kerkerzelle in Berlin für seine Mutter und seine Braut schrieb und das vertont heute zum ökumenischen Liedgut gehört. Was dieser Mann den Menschen heute darüber hinaus noch zu sagen hat uns was sie aus seiner Biographie und Theologie Impulse für unser eigenes Leben gewinnen können, die Antworten können in der Ausstellung gesucht werden. Eine Antwort zu Dietrich Bonhoeffer findet sich im Buch von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller: „Dietrich Bonhoeffer gilt zu Recht als eine Gestalt, die das 20. Jahrhundert mitgeprägt hat… Vor allem aber sein Widerstand gegen die mörderische Ideologie der Nationalsozialisten lenkt nicht nur den Blick auf die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte. Noch in der Annahme seines gewaltsamen Todes schenkt Bonhoeffer uns auch im 21. Jahrhundert Hoffnung und Zuversicht. Auch wenn in der brutalen Auslöschung des Menschenlebens jene unvorstellbaren Abgründe menschlicher Niedertracht erreicht scheinen, wir die ‚Biographie des Widerstands‘ zu einem Vorbild, das uns wachrüttelt und aufmerksam werden lässt für aktuelle Entwicklungen in Politik und Gesellschaft.“
Die Ausstellung über den evangelischen Christen und Theologen unterstreicht das Urteil des katholischen Ortsbischof.