Im Einsatz für die Erhaltung der Naturlandschaft "Am Birlbaum"
v.l. MdL Reinhold Perlak (Straubing), MdL Margit Wild (Regensburg), SPD-Ortsvorsitzende Madlen Melzer, Marktrat Robert Mehrl (Langquaid), Marktrat Armin Buchner, BFL-Sprecher Hubert Werkmann und Martina Kümpfbeck, Vorsitzende der Ortsgruppe Bund Naturschutz
Mit einem übervoll besetzten Bus unternahmen die Bürgerinitiative für ein liebenswertes Schierling und der SPD-Ortsverein zusammen mit den Landtagsabgeordneten Margit Wild, Regensburg, und Reinhold Perlak, Oberbürgermeister a.D., Straubing, am Samstag eine Informationsrundfahrt durch das ehemalige Munitionsdepot und zum umstrittenen Gewerbegebiet „Am Birlbaum“. Das Ergebnis hätte angesichts der Begegnung mit den Naturparadiesen des MUNA-Waldes und der Birlbaum-Landschaft nicht deutlicher ausfallen können: Kopfschütteln und Empörung darüber, wie gerade hier die große Rathaus-Koalition unter dem strammen CSU-Kommando großflächige Gewerbegebiete planen kann mit einer massiven Landschaftsverschandelung und Naturzerstörung für alle Zukunft als Folge.
Diesen Eindrücken angesichts der bezaubernden Frühlingslandschaft konnten sich auch die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Margit Wild und Reinhold Perlak nicht entziehen. Sie vermissten in ihrem abschließenden Kommentar vor dem Rathaus eine echte Bürgerbeteiligung durch die Gemeinde. Die Bürger wollten Transparenz für die kommunalen Entscheidungen. Reinhold Perlak schloss auf Grund der Erläuterungen der BUND-Ortsgruppenvorsitzenden Martina Kümpfbeck zum „Birlbaum“-Gebiet eine naturschutzfachliche Prüfung mit einer faunistischen Nachuntersuchung nicht aus.
Begonnen hatte die Informationsfahrt vor dem Schierlinger Rathaus. Die SPD-Ortsvorsitzende Madlen Melzer zeigte sich in ihrer kurzen Begrüßungsansprache erfreut über das große Interesse. Sie äußerte ihr Unverständnis darüber, wie die Bürger, die sich für eine Natur- und Landschaftserhaltung einsetzten und deshalb gegen die Ausweisung überdimensionaler Gewerbegebiete in der westlichen Schierlinger Flur seien, als „Hetzer und Fundamentaloppositionelle“ verunglimpft würden. Die Zeit des Urvertrauens in die Kompetenz der Gemeindeführung und der Gemeinderäte sei längst vorbei. Hubert Werkmann, der Sprecher der Bürgerinitiative, hatte die Rundfahrt im MUNA-Gelände organisiert und stellte bei mehreren Ausstiegen die Möglichkeiten einer touristischen Nutzung im Bereich Freizeit, Erholung und Naturerlebnis vor. Das betraf nicht nur die zahlreichen Bunker, die fünf großen Löschwasserteiche und das mit 13.500 qm riesengroße Flächenangebot der vorhandenen Hallen, die größte davon mit fast 1.000 Quadratmetern. Das MUNA-Gelände verfüge über ein LKW-taugliches Straßennetz von 37 km und einen Gleisanschluss. Von ihm erhofften sich auch die Eisenbahnfreunde einen Auftrieb durch touristische Fahrten von Eggmühl bis zur Endstation in der MUNA, ergänzte Marktrat und Eisenbahner Armin Buchner.
Hubert Werkmann erläuterte dann den aktuellen Stand im MUNA-Nachnutzungsverfahren und kritisierte entschieden die Geheimniskrämerei der Schierlinger Rathausführung. Entgegen anderslautender Darstellungen werde der Bieter Aumer lediglich als erster in die Gespräche über einen städtebaulichen Vertrag einbezogen. Dieser plane unter anderem im MUNA-Wald Gewerbeflächen von 20 bis 30 Hektar und ca. 7 Hektar für die Bioenergieerzeugung. Die anderen ausgewählten Bieter seien noch nicht aus dem Rennen. A und O ist für ihn allerdings die Klärung der Altlasten. Die BIMA solle jetzt die Altlastenfrage gründlich untersuchen und das Risiko jetzt klären. Die Untersuchungen dürften nicht oberflächlich und unter Zeitdruck durchgeführt werden. Werkmann forderte abschließend dazu und zum MUNA-Nachnutzungsverfahren eine offene Information und Diskussion.
Naturfrevel am Birlbaum?
Lebhaft wurde es bei der Besichtigung des heftig umstrittenen Gewerbegebietsvorhaben am Birlbaum. Die über 50 Teilnehmer und Teilnehmerinnen empfing ein vielstimmiges Vogelkonzert, darunter der Gesang der streng geschützten Feldlerche, die laut Begründung des Marktes angeblich in diesem Gebiet nicht beobachtet worden sei. Ein brütender Fasan schimpfte in unmittelbarer Nähe über die Störung. Die Teilnehmer konnten sich selbst von dem vielfältigen Artenraum überzeugen, den die Vorsitzende des Ortsgruppe des Bundes Naturschutz, Martina Kümpfböck kenntnisreich und eindrucksvoll schilderte. Das Birlbaum-Gebiet verfüge über eine große ornithologische Vielfalt an Bodenbrütern wie den Fasanen, Rebhuhn, Wachteln, Wachtelkönige, Schwarzkehlchen, Kiebitz und den seltenen Feldlerchen sowie Heckenvögeln wie Dorngrasmücke, Neuntöter und Feldsperling. Auch der Turmfalke, Bussarde sowie die Kornweihe und die Wiesenweihe seien in diesem Gebiet schon vor kurzem gesichtet worden. Das Planungsgebiet „Am Birlbaum“ und sein Umfeld befinde sich im strukturreichsten Landschaftsausschnitt mit Wechsel von Hecken, Feldgehölzen, Hohlwegen, Wald und Blühbrachen und sei ein exzellenter Biotop-Verbund.
Die Erdarbeiten auf dem ersten Abschnitt des Bebauungsgebietes sorgten dann für massiven Ärger. Es seien archäologische Sondierungsmaßnahmen der Marktgemeinde, erläuterte zwar Verwaltungsstellenleiter Fritz Wallner, dass man aber damit mitten in der Brutzeit den Nistbereich der streng geschützten Feldlerche zerstöre, empörte dann doch viele Teilnehmer. Dass dann noch Martina Kümpfböck über die massive Beschädigung des benachbarten Biotops aus Legsteinhaufen für Eidechsen durch ein Raupenfahrzeug berichtete, war die Reaktion entsprechend. Marktrat Armin Buchner erntete großen Beifall für seinen Beitrag, er sei entsetzt über die vorgenommenen Erdarbeiten. Sie seien vielleicht rechtlich erlaubt, aber moralisch völlig verwerflich. Man hätte dafür auch das Votum der Bürger am 20. Mai abwarten können.
Letzter Halt war an der Zufahrt von der Südumgehung zum Gewerbegebiet an der Fruehaufstraße. Dort stellten Armin Buchner und Hubert Werkmann das im Flächennutzungsplan ausgewiesene große Gewerbegebiet als Alternative vor, das nur zum Teil südlich der Südumgehung zugunsten Birlbaums zurückgenommen werden solle. Ein nicht geringer Rest bleibe als Planungsreserve erhalten, was aber von der Rathausführung und der CSU und ihrem Gefolge einfach verschwiegen werde. Ob am „Birlbaum“ Gewerbebaurecht geschaffen und eine Landschaftszerstörung im großen Ausmaß stattfinden werde, entscheide alleine der Bürger beim Bürgerentscheid am 20. Mai, betonte abschließend Buchner.