
Helmut Karl Specht wird in dem Artikel mit den Worten zitiert:
„Ich habe in all den Jahren nur Politik für die Bürger gemacht, nicht für die Partei.“
Wie sollen die Leser das verstehen? Soll es heißen, ich habe mich niemals an sozialdemokratischen Prinzipien orientiert, obwohl ich in der SPD- Fraktion gesessen habe? Soll das positiv rüberkommen?
Ich nenne es Wählerbetrug.
Wir leben in einer Parteiendemokratie. VertreterInnen der verschiedenen Parteien stellen sich zur Wahl. In einer Partei organisieren sich normalerweise Bürger, die in etwa die gleichen Grundprinzipien haben, auf deren Grundlage sie die gesellschaftlichen Verhältnisse organisieren möchten und aus denen heraus ihr Handeln bestimmt wird.
Daher gibt die Parteizugehörigkeit darüber Aufschluss wo der Kandidat/ die Kandidatin verortet ist und was man von ihm/ ihr in etwa für Positionen erwarten kann.
Wenn man natürlich nur in eine Partei eintritt, weil man sich auf deren Liste einen guten Platz erhofft und sofort wieder austritt, wenn keine persönlichen Vorteile mehr im Raum stehen, dann sehe ich hier ganz eindeutig den Wähler/ die Wählerin getäuscht.
Genau solche Verhaltensweisen schaden darüber hinaus dem Ansehen von Parteien und denen, die es wirklich ernst meinen mit ihrem politischen Engagement.
Diejenigen die sich thematisch einbringen, für ihr Wahlprogramm kämpfen und diejenigen, deren Erfolg nach 36 Amtsjahren (wie nachzulesen) darin besteht, sich mit dem Bürgermeister Heiligabend einen fröhlichen Rausch angetrunken zu haben und Mitinitiator von Schafkopfrunden gewesen zu sein, werden am Ende gemeinsam in einen Topf geworfen.
Da braucht man sich wirklich nicht wundern, wenn die WählerInnen politikverdrossen werden und ein Grundmisstrauen den Politikern gegenüber die Runde macht. Und man muss sich auch nicht wundern, wenn keiner mehr Lust hat, sich ernsthaft einzubringen, denn permanente Gegenwehr und Rechtfertigung ist im ehrenamtlichen Bereich frustrierend und ermüdend.
Schlussfolgernd möchte ich bemerken, dass am Ende eine Liste ehrlicher ist, auf der vielleicht keine 20 Kandidaten auftauchen, aber lauter Personen, die sich prinzipiell zu ihrer Listen-Partei bekennen, selbst wenn sie gar kein Parteibuch besitzen. Dann wissen die Wählerinnen und Wähler woran sie sind.
Madlen Melzer
Markträtin, SPD- OV- Vorsitzende