v.l.: Martin Mendizabal, Madlen Melzer und Dr. Uschi Grandel referierten zum Internationalen Frauentag und zur Friedensbewegung im Baskenland. Die „Freiheit für ein selbstbestimmtes Leben“, die zum Kern der Politik von Willy Brandt gehörte, konnte als Überschrift zu beiden Themenbereichen der Veranstaltung der Schierlinger SPD in der Sportgaststätte gehören: Internationaler Frauentag und der Friedensprozess im Baskenland.
Der Internationale Frauentag, von der kämpferischen Sozialistin Clara Zetkin 1911 ins Leben gerufen, galt den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen einer echten Gleichberechtigung von Frauen und Männern, wie sie 1891 vom SPD-Parteitag in Erfurt, der Geburtsstadt der SPD-Ortsvorsitzenden Madlen Melzer, auf die politische Bühne gebracht worden war. Dabei machte sich Clara Zetkin keine Illusion über die Wirklichkeit: „In der Theorie sind die Genossinnen schon gleichberechtigt, in der Praxis aber hängt der Philisterzopf den männlichen Genossen noch ebenso im Nacken wie dem ersten besten Spießbürger.“ Dass trotz des vor 95 Jahren von der SPD durchgesetzten Wahlrechts für Frauen und dem Artikel 3 des Grundgesetzes, „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, noch deutliche Defizite in der tatsächlichen Gleichstellung von Männern und Frauen vorherrschten, machte Madlen Melzer deutlich. Dies gelte nicht nur für niedrigen Frauenanteil bei den Führungspositionen, sondern vor allem für den Riesenunterschied bei den Löhnen für die gleiche Arbeit. Nirgends in Europa sei die Lohn-Differenz so groß wie in Deutschland. Frauen müssten hierzulande für die gleiche Arbeit 15 Monate arbeiten, um den Jahreslohn eines Mannes zu erreichen. Melzer schloss mit einem Zitat der CDU-Politikerin Dr. Helene Weber, einer der vier Mütter des Grundgesetzes: „Der reine Männerstaat ist das Verderben der Völker.“
Wie sehr im Baskenland die Frauen die Trägerinnen des Friedensprozesses sind und die aktive Beteiligung der baskischen Bevölkerung prägen, machte Dr. Ursula Grandel deutlich. Sie ist seit vielen Jahren eine internationale Aktivistin und Förderin des friedlichen Einsatzes des baskischen Volkes für die Selbstbestimmung. Zusammen mit einem befreundeten Studenten aus dem Baskenland, Martin Mendizabal, schilderte sie die Grundzüge und Beweggründe dieses Friedensprozesses und der Entwicklung einer aktiven baskischen Zivilgesellschaft an Hand eines Interviews der Führerin der baskischen Linkskoalition in der Baskischen Autonomen Gemeinschaft (CAV) der Schriftstellerin Laura Mintegi. Internationales Ansehen hatte sich die baskische Power-Frau mit ihrem Buch „Ecce homo“ erworben. Martin Mendizabal schilderte, unterstützt von Dr. Ursula Grandel, die aktuelle Lage, die nach wie vor durch das repressive Vorgehen der spanischen Justiz und der Polizei massiv erschwert werde. Erst im Januar 2014 habe es in Bilbao eine Massendemonstration von über 110.000 Menschen gegen die neuen Massenprozesse und Massenverhaftungen von vor allem jungen Basken gegeben, weil sie sich für das Selbstbestimmungsrecht für das Baskenland einsetzten. Trotz dieser Unterdrückungs- und Einschüchterungspolitik der konservativen Madrider Zentralregierung äußerten sich Dr. Grandel und Mendizabal angesichts der großen Beteiligung der baskischen Zivilgesellschaft und der internationalen Unterstützung prominenter Politiker und ehemaliger Staatsmänner sowie aus dem Europaparlament zuversichtlich über den Fortgang des Friedensprozesses, der auch Ideengeber für Ansätze einer Beteiligungs-gesellschaft auch bei uns sein könnte. Aber nicht nur die Vorträge mundeten. Waren diese mehr für den Kopf bestimmt, so bereiteten der vorzügliche rote Rioja und die „Pintxos“-Häppchen große Freuden für Gaumen und Magen der Gäste.