Montag, 12. September 2011
Zum letzten Schuljahr hatte Kultusminister Ludwig Spaenle noch rund tausend Lehrkräfte für Bayerns Gymnasien eingestellt. Für das am Dienstag beginnende Schuljahr werden es gerade mal 400 sein. „Fast 1.500 Lehrerstellen hat der Kultusminister dem Finanzminister zurückgeben müssen, weil ein Jahrgang im Gymnasium künftig weg fällt. Diese einmalige Chance, in den Gymnasien endlich kleinere Klassen zu bilden und den Unterrichtsausfall spürbar zu verringern, hat Spaenle mit seiner Einstellungspolitik zunichte gemacht“, stellt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Güll, zum Schuljahresbeginn fest.
Ludwig Spaenle rühme sich, erstmals eine mobile Lehrerreserve für die Gymnasien bereit zu stellen, die es an den Grund- und Mittelschulen schon seit Jahrzehnten gibt. Güll: „Wie unsere Recherchen in mehreren Regierungsbezirken ergeben haben, sind die dafür vorgesehenen 110 Planstellen schon am ersten Schultag durch längerfristige Erkrankungen und Mutterschaftsvertretungen restlos verbraucht und kommen an den Schulen gar nicht an. So spart man die Schulen kaputt.“ Um die Unterrichtsqualität in allen Schularten, insbesondere im Bereich der individuellen Förderung zu verbessern und die Ganztagsangebote schneller auszubauen, wird jeder verfügbare und gut qualifizierte Pädagoge gebraucht. „Zuerst investiert der Staat Millionen Euro in die Lehrerausbildung und schickt dann hunderte Referendare in die Wüste“, so Martin Güll.
Die Schule hat noch gar nicht begonnen und schon kommen aus allen Ecken Bayerns klagen der Eltern. Allein aus Oberfranken im Raum Hof wurden in den letzten beiden Monaten über zehntausend Unterschriften gesammelt, die die Eltern dem Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Martin Güll, im August überreichten. Ähnlich starke Proteste werden aus dem Raum Würzburg gemeldet. Güll: „Es ist immer gleich: Lehrer fehlen in allen Schularten. In den Grundschulen werden aus Spargründen, nicht aus pädagogischen, immer mehr jahrgangsgemischte Klassen gebildet, die Mittelschulverbünde sind reine Sparkonstruktionen, ihnen fehlen Lehrerstunden ohne Ende und in den Realschulen sitzen im Durchschnitt immer noch über 27 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse.“ (Der Klassendurchschnitt im Vergleich: 21,6 Grundschule, 20,1 Mittelschule und 26,9 im Gymnasium)
Die SPD-Landtagsfraktion wiederholt deshalb zum Schuljahresstart ihre Forderungen, bei der Lehrereinstellung noch im Laufe dieses Schuljahres deutlich nachzulegen. Güll: „Die 3437 Lehrerneueinstellungen reichen bei Weitem nicht aus. Da müssen wir schon mindestens noch einmal 3000 drauf legen, um die wichtigsten pädagogischen Verbesserungen anpacken zu können. So kommt bei den Schulen vor Ort nichts an.“ Die SPD-Fraktion werde daher gleich nach der Sommerpause die Staatsregierung in einem Antrag auffordern, im Nachtragshaushalt nachzubessern. Güll: „Man kann es sich leisten, weil die Steuereinnahmen deutlich höher sind als geplant. Spaenle und seine CSU haben bis heute nicht verstanden, dass Investitionen in die Bildung nicht nur sozial- und bildungspolitisch richtig, sondern vor allem auch haushalts- und wirtschaftspolitisch unumgänglich sind. Mängel im Bildungssystem haben langfristige volkswirtschaftliche Konsequenzen. Ich erinnere nur an die enormen Folgekosten bei Jugendlichen ohne Schulabschluss.“