Einführend:
Das Landesentwicklungsprogramm wurde 2016 erstmals seit 2013 durch den Finanz- und Heimatminister Dr. Söder in Teilen fortgeschrieben. Es soll als Leitziel gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen schaffen und vorhandene Disparitäten im Land abmildern und die Entstehung neuer vermeiden.
Minister Söder ist in diesem Jahr vorgeprescht, hat Kommunale Spitzenverbände verärgert indem er eigenmächtig Entscheidungen getroffen hat, anstatt in vorgesehenen Beteiligungsverfahren zusammen mit den Kommunen und durch Auswertung von Expertenmeinungen ein Konzept zu erarbeiten, wie zunächst vereinbart war. Zur „Abmilderung ungleicher Lebensbedingungen“ wurden nun 3 Metropolregionen (München Nürnberg, Augsburg) definiert, die über eine herausragende Ausstattung und Entwicklungsfunktion verfügen sollen, mit eindeutig überregional bedeutsamen Einrichtungen. Bei Ober-und Mittelzentren sind Aufstufungen beabsichtigt.
Grundzentren wie Schierling und auch Langquaid werden durch Regionale Entwicklungspläne berücksichtigt. Unser Nachbarort hat dabei, laut Regionalplan, einen besonderen Entwicklungsstatus.
Bis Mitte November konnten sich die Kommunen nun mit eigenen Vorschlägen einbringen, bevor das Gesetzgebungsverfahren eingeleitet wird.
Natürlich möchten wir GemeinderätInnen unser Schierling als Mittelzentrum aufgewertet sehen, um in den nächsten Jahren erweiterte Möglichkeiten zur Entwicklung ausschöpfen zu können.
Doch wenn man ehrlich ist und den Vergleich mit anderen Mittelzentren, wie Parsberg, Neutraubling oder Regenstauf anstellt, dann scheint das Ziel doch sehr hoch gegriffen. Hier möchte ein Ort Mittelzentrum werden, der nicht mal eine öffentliche Verbindung zwischen den einzelnen Ortsteilen besitzt und am Wochenende gänzlich von seiner Fernzuganbindung abgeschnitten ist. Das MVZ, genau wie die Bücherei, einzige kulturelle Einrichtung, die bei der Bewerbung in die Waagschale geworfen wird, sind in ihrem schicken Neubau nicht einmal von den eigenen Gemeindebürgern zu erreichen, wenn sie kein Auto besitzen.
Der Drogeriemarkt am Ortsrand darf wohl bei einem Grundzentrum nicht wahllos um eine Spielzeugabteilung erweitert werden, aber niemand würde eine/n Spielzeughändler/in daran hindern, im Ortszentrum ein Geschäft zu eröffnen. Die Grundversorgung mit Fleisch, Wurst, anderen Lebensmitteln und Medikamenten sind zwar sichergestellt, es gibt auch einige attraktive Geschäfte, aber ein belebtes anziehendes Ortszentrum braucht noch mehr Kriterien. Warum ist der Ortskern offensichtlich für weitere Geschäftsleute nicht anziehend? Warum ist der Umsatz nicht ausreichend, um als Standort ausgewählt zu werden? Das Internet mag eine Erklärung sein, aber andernorts gibt es trotzdem geschäftiges Treiben…
Die SPD- Fraktion denkt, die Gewerbeflächen werden am Hauptort erweitert und erweitert, aber die weichen Standortfaktoren, wie z.B. die Anlage generationenübergreifender Sport-und Spielplätze, Parkanlagen, beleuchtete Fitness- und Joggingstrecken, ausgewiesene Wanderwege mit Busanbindung, eine freizeittaugliche MUNA-Nutzung, werden sträflich vernachlässigt! In Schierling wird immer mehr gewohnt und gearbeitet, aber kaum gelebt. Auf der B15n ist man eben nicht nur schnell in Hamburg, um Güter zu verschiffen, sondern auch in Regensburg, Landshut oder München, um zu bummeln, ins Kino oder ins Schwimmbad zu gehen.
Jegliche Anträge im Gemeinderat, unser Schierling attraktiver und anziehender, auch und nicht zuletzt für Geschäftstreibende zu machen, wurden bisher konsequent abgelehnt. Dass nicht ein Hotelbetreiber gefunden wird, um im Ortszentrum zu investieren, spricht eine eigene Sprache. Nicht einmal der so dringend benötigte Wohnraum, der natürlich auch mit der wachsenden Zahl an Arbeitsplätzen einhergeht, wird von der Gemeinde zügig konzeptionell in Angriff genommen, trotz großzügiger Förderangebote durch den Freistaat.
Langquaid mit ins Boot zu holen, um gemeinsam einen Mittelzentrumsstatus zu bekommen, ist sicher sinnvoll. Unsere Nachbargemeinde macht es vor, wie es auch einem kleinen Ort in der Peripherie gelingen kann, attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen für seine BewohnerInnen zu schaffen. Da kann sich Schierling etwas abschauen!
Madlen Melzer, Sprecherin der SPD-Fraktion im Gemeinderat