
Danke, Herr Brückl, dass Sie das Thema Mitgliederschwund in den Parteien und ziemlich markant, der SPD vor Ort, aufgegriffen haben.Wie uns geht es momentan vielen Vereinen und Organisationen. Es ist mühsam, Leute zu finden, die bereit sind, sich zu organisieren und im öffentlichen Leben verpflichtend einzubringen.
Kein „Weiter so“ ist leicht gesagt, denn auch der Versuch neue Wege zu gehen, scheitert oft schon am Überdruss und Nichtmehrinteresse der noch vorhandenen Mitglieder und Neue zu gewinnen auch daran, dass insbesondere eine Parteizugehörigkeit nicht unbedingt positiv besetzt ist.
Jeder findet an jeder Partei etwas auszusetzen und übersieht, dass es um Grundwerte und Grundüberzeugungen geht, die zusammen schweißen und nicht gedanklicher Einheitsbrei, wie oft vermutet. Den gibt es in keiner Familie und auch in keiner Partei. In einer großen Volkspartei finden sich viele Flügel, Arbeits- und Interessensgemeinschaften. Eine Partei lebt von ihrer Vielfältigkeit und es kann richtig Spaß machen, mit prinzipiell Gleichgesinnten zusammenzutreffen, sich auszutauschen, zu diskutieren und auch mal zu streiten. Es ist wichtig, um Positionen zu ringen und viele Argumente abzuwägen, um dann aber gemeinsam etwas voran zu bringen. Wie fröhlich oder ernsthaft es dabei zugeht, entscheiden die Personen, die sich treffen.
Unsere Zeit ist so komplex, dass es vieler Menschen mit ihrem Wissen und Können bedarf, um zu wirklich zielführenden Ergebnissen und gut durchdachten politischen Initiativen zu kommen. Nörgeln über nicht erreichte Ziele ist leider weit verbreitet, bringt aber niemanden weiter.
Die meisten verbinden eine Parteizugehörigkeit nur mit Frust und nicht mit Lust.
Und haben damit, was die Mitgliedschaft in der SPD in Schierling betrifft, nicht ganz unrecht. Es ist nicht wirklich zu verstehen, wie zum Teil namhafte Mitglieder der Schierlinger Gesellschaft mit den SPDlern und deren Einsatz umgehen. Da braucht man häufig schon ein dickes Fell, um das auszuhalten. Persönliche Diffamierung ist durchaus an der Tagesordnung, oftmals unfair, an der Grenze zur Beleidigung.
Auch nicht gerade motivationssteigernd für potentielle Neumitglieder!
Ich weiß nicht, wie es bei den CSUlern ist, aber alle Genossen und Genossinnen die sich in der Vergangenheit mit besten Absichten, das Gemeindeleben mitzugestalten, engagierten, haben irgendwann entnervt und verärgert aufgegeben. Ich kenne niemanden, der von seiner Zeit im Gemeinderat schwärmt. Da nützen auch die Bierchen nichts, zu denen man mitunter eingeladen wird. Echte Mitbestimmung, wie es unsere Verfassung vorsieht, wäre da schon hilfreicher.
Und da sind wir schon beim nächsten Problem, den Kandidaturen für die Ämter.
Wenn es so weiter geht in Schierling, dann können sich nicht nur die Vereinsvorsitzenden, sondern auch der Bürgermeister demnächst selber wählen, denn der Demokratie gehen so allmählich die Mitgestalter und Mitgestalterinnen aus. Auch die CSU hat bereits Leute ohne Parteibuch, unter dem Namen „Christliche Wählergemeinschaft“ benötigt, um ihre Liste voll zu besetzen, nebenbei gesagt…
Über die Aufarbeitung der Vergangenheit hinaus gibt es wichtige vielfältige Herausforderungen der nächsten Jahre, denken wir an die Energieversorgung und all die Fragen über die Gestaltung des Zusammenlebens in Zeiten von Flüchtlingsströmen und Ressourcenverknappung. Es braucht gemeinsamer Überlegungen und Anstrengungen mehr denn je!! Es braucht immer Gegengewichte, um ein Gleichgewicht herzustellen und auch Rückgrat. Parteimitglieder wachsen nicht an Bäumen, sondern aus der Mitte der Gesellschaft. Deshalb sage ich es mit Stephane Hessel „Engagiert EUCH!“.
Schierling, den 18.11.2014
Madlen Melzer, Pl.-Heinrich-Ring 6, 84069 Schierling