Martin Auer mit Willy-Brandt-Medaille geehrt - MdL Annette Karl hielt Festrede
Die Gründung des SPD-Ortsvereins vor 50 Jahren am 16. Oktober 1964 im Gasthaus Aumeier war am Sonntag der Anlass für die Jubiläumsfeier im Aumeier-Saal. Als Festrednerin kam die stellvertretende Landesvorsitzende und Landtagsabgeordnete Annette Karl aus Altenstadt bei Weiden. Sie übermittelte die Grüße des SPD-Landesvorsitzenden und Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Florian Pronold, und gratulierte der Schierlinger SPD zu ihrem goldenen Jubiläum. Ausgangs- und Bezugspunkt Ihrer Festrede war der letzte Brief von Willy Brandt an seine Parteifreunde kurz vor seinem Tod am 8. Oktober 1992: „Darum besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf der Höhe der Zeit zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“ Den optischen Rahmen setzte die Jubiläumsausstellung „150 Jahre SPD“ des Parteivorstandes und für die musikalische Gestaltung sorgten Reinhard Peter, Tegernheim, und seine Band mit Liedern der Arbeiterbewegung. Die „Internationale“ in einer Rock-Version zu hören, zählte zu den Höhepunkten.
Die SPD-Ortsvorsitzende und Markträtin Madlen Melzer begrüßte unter den Gästen neben den Ortsvereinsvertretern aus Alteglofsheim, Thalmassing, Tegernheim und Geiselhöring besonders Kreisrat Josef Weitzer, 1. Bürgermeister Christian Kiendl und seinen Neufahrner Kollegen, Bürgermeister Peter Forstner, als Vertreter des SPD-Arbeitskreises Labertal. Sie würdigte in ihrer Rede die zehn Gründungsmitglieder und schilderte die zahlreichen kommunalpolitischen Aktivitäten der vergangenen fünf Jahrzehnte. Sie reichten von den Kindergärten über den ersten Abenteuer-Spielplatz in der Gemeinde bis zum Freizeitzentrum. In den Bereichen Umweltschutz, alternative Energiepolitik, Recycling, Wirtschaftsförderung, Nahverkehr, Verkehrswege, Schule, Bildung, Kultur und Kinderbetreuung habe sich die um die Anliegen der Bürger und die Zukunft der Gemeinde gekümmert. Die Breitbandversorgung und der VIA-NOVA-Pilgerweg nannte sie als die jüngsten Beispiele. Höhepunkte seien die zahlreichen Besuche von prominenten Besuchern wie Willy Brandt im Jahr 1978 und Ministerpräsident Gerhard Schröder 1976. Im November 2001 war der SPD-Ortsverein Gast im Kanzleramt. Ein besonderer Höhepunkt, so Madlen Melzer, war 2011 die Verleihung des Dröscher-Preises für Zivilcourage durch den Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel beim Bundesparteitag in Berlin. Abschließend betonte die SPD-Vorsitzende: Die SPD wird gebraucht. Und unser festes Fundament für die politische Arbeit sind die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.“
Mit Respekt vor der Geschichte der Zukunft zugewandt.
Die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Annette Karl würdigte die Verdienste der lebenden und verstorbenen Mitglieder um die Partei und die Bedeutung des 9. November für die deutsche Geschichte: 1918 Ausrufung der Republik, 1938 Reichsprogromnacht und 1989 der Fall der Mauer. Vor allem die Wiedervereinigung finde weltweit Beachtung, besonders im geteilten Korea. Ausgehend von Willy Brandt schilderte sie die Herausforderungen für die SPD seit ihrer Gründung 1863. Nach den Herausforderungen und Folgen der industriellen Revolution von damals gehe es heute mit der digitalen Revolution um einen ähnlichen Prozess. Dieser bringe massive Veränderungen für die Arbeitsplätze und die Arbeitswelt. Die SPD-Politikerin, die auch wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion ist, betonte aber, dass sich solche Veränderungen ohne die Grundpfeiler Solidarität und Freiheit nicht zum Guten entwickeln könnten. Freiheit bedeute nämlich nicht nur Freiheit von Unterdrückung, sondern zu Teilhabe und Selbstverwirklichung. Die Sozialdemokratie stehe heute wie damals an der Spitze des gesellschaftlichen Fortschritts. Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit, Arbeit und Bildung als Emanzipation zählten dazu ebenso wie die Außenpolitik. Willy Brandt’s „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“ habe mit der Ostpolitik viele Tore für die Menschen aufgemacht. Abschließend betonte Annette Karl die Bedeutung der Ortsvereine für den Dialog mit den Bürgern und die Vermittlung der großen Politik. Das Internet ersetze nicht die zwischenmenschlichen Kontakte. Entscheidend sei die persönliche Aussprache.
Grußworte und Ehrungen
1. Bürgermeister Christian Kiendl gratulierte dem SPD-Ortsverein zum 50.Geburtstag und dankte den Mitgliedern für ihr Engagement. Die Parteien seien auch in den Gemeinden unverzichtbar für die Meinungs- und Willensbildung. Entscheidend dabei sei, ob und wie sie ihr Ohr an der Bevölkerung hätten und wie sie Verantwortung den Menschen gegenüber wahrnähmen.
Neufahrn’s 1. Bürgermeister Peter Forstner gratulierte ebenfalls dem SPD-Ortsverein und dankte ihm für die aktive Mitarbeit im Arbeitskreis Labertal. Eine seiner ersten politischen Veranstaltungen sei das Labertaler Dreikönigstreffen in Schierling mit dem Landesvorsitzenden Ludwig Stiegler gewesen.
Annette Karl und Madlen Melzer zeichneten dann die anwesenden langjährigen Mitglieder mit Urkunden und einem floralen Präsent aus. Für 30-jährige Mitgliedschaft wurden Max Müller und der Ortsvereinskassier Roland Niebauer, Marktrat von 1971-2008, geehrt. 45 Jahre schon sind in der SPD Georg Auer und Martin Auer. Letzterer erhielt aus der Hand der stellvertretenden SPD-Landesvorsitzenden die Willy Brandt-Medaille für sein jahrzehntelanges Arbeiten im SPD-Ortsverein, Kreisverband, Unterbezirk, Bezirk Oberpfalz und SPD-Landesverband. Martin Auer dankte bewegt für diese große Ehre und beschrieb mit Zitaten von Georg von Vollmar über Wilhelm Hoegner, Herbert Wehner, Gustav Heinemann bis Willy Brandt einen großen Bogen für seine eigene Motivation und für die langfristigen Aufgaben der SPD. Willy Brandt’s Abschiedsworte „Die Parteien, die sich in unserer Gemeinschaft (Sozialistische Internationale) zusammengefunden haben, sind ihrem Land und sie sind der Welt verpflichtet – dem Teil und dem Ganzen“ zeigten neben der nationalen Aufgabe der SPD auch deren Verantwortung für Europa und die Welt auf. Und schließlich gelte für die Sozialdemokratie angesichts der aktuellen Kriege, der Flüchtlingsströme und des Terrors seine Mahnung: „Wo immer schweres Leid über die Menschen gebracht wird, geht es uns alle an. Vergesst nicht: Wer Unrecht lange geschehen lässt, bahnt dem nächsten den den Weg.“ Mit dem Lied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit..“ schloss der festliche Jubiläumsnachmittag.
v.l.: Markt- und Kreisrat a.D. Martin Auer, Marktrat a.D. Roland Niebauer, Max Müller, Neufahrn's 1. Bürgermeister Peter Forstner, Annette Karl MdL, Georg Auer, Markträtin und Ortsvereinsvorsitzende Madlen Melzer
Die Liste der Parteijubilare:
25 Jahre Mitgliedschaft: Karl-Heinz-Specht
30 Jahre Mitgliedschaft: Roland Niebauer, Max Müller, Renate Kuntze, Renate Kristl, Helmut Heimberger, Rosa Heimberger
35 Jahre Mitgliedschaft: Joachim Gietl
45 Jahre Mitgliedschaft: Martin Auer, Georg Auer, Alois Auer, Erich Koch
50 Jahre Mitgliedschaft: Alfred Müller (einziges noch lebendes Gründungsmitglied)
Hohe Auszeichnung für sein langjähriges und unermüdliches Wirken für die sozialdemokratische Idee: Martin Auer erhält aus der Hand der stellvertretenden Landesvorsitzenden Annette Karl die Willy-Brandt-Medaille.
Zur Person Martin Auer:
Geb. 15.10. 1944; seit Anfang 1963 in Schierling; 2.10.1969 Eintritt in die SPD; 1969 Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten; seit 1969 ehrenamtliches Mitglied der Vorstandschaft; 1978 – 2009 Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Regensburg und seit 1992 Bezirksgeschäftsführer der OberpfalzSPD; Betriebsrat von 1990 – 2009 und Betriebsratsvorsitzender der BayernSPD seit 1992; beratendes Mitglied des Landespräsidiums und Landesvorstands 1992-2009; 15 Jahre Mitglied des Gesamtbetriebsrates in Bonn und Berlin; Marktrat 1972-1978 und 1984-1996; Kreisrat 1984-1996; zur Zeit Organisationsleiter SPD-Ortsverein; Mitglied SPD-Kreisvorstand; Revisor SPD-Unterbezirk; Vorstandsmitglied 60plus-Unterbezirk und 60plus-Bezirk Oberpfalz.
Zur Geschichte des SPD-Ortsvereins:
Die Gründungsmitglieder 1964 waren: Ludwig Häring, Adolf Geiger, Heinrich Hausler, Johann Heimberger, Wilhelm Langanke, Alfred Müller, Johann Parzefall, Ludwig Stadler, Otto Zaby und Josef Zormeier. Gäste waren der SPD-Kreisvorsitzende Hubert Wessely sen. und Kreisrat Josef Hofmeister, beide Geiselhöring, MdL Waldemar Kluge, Straubing sowie SPD-Bezirksgeschäftsführer Robert Stiglmayr, Plattling.
Erster Ortsvorsitzender Markt- und Kreisrat Ludwig Häring; 1973 – 1979 Marktrat Hans Straßer, später Ehrenbürger der Marktgemeinde. 1979 – 1991 Markt- und Kreisrat Erich Koch; 1991 – 2008 Martin Auer; 2008 Helmut Heimberger; 2009-2011 Armin Buchner. Seit 2011 führt Madlen Melzer die Schierlinger SPD.
Heute sind es 43 Mitglieder, davon 12 Frauen.
Eigentlich war es schon der dritte Anlauf zur Verankerung der SPD in Schierling: Nach neusten Informationen gab es schon 1928 einen SPD-Ortsverein, der 1933 von den Nazis verboten wurde.
Das Gründungsmitglied Josef Haslbeck war dann 1946 wieder dabei, als die SPD in Schierling wieder Fuß fasste. Zwei Jahre lang 1947-1949 war er stellvertretender Kreisvorsitzender des Kreisverbandes Mallersdorf. In den Kassenberichten des Bezirks Niederbayern/Oberpfalz wird der Ortsverein Schierling ab 1946 mit 7 – 10 Mitgliedern geführt, aber 1953 mangels Masse dann gelöscht. 1964 war dann der 3. Anlauf und der hielt bis heute.
Der Ortsverein setzte auch zahlreiche kulturelle Akzente mit Bayerischen Abenden und mit Künstlerinnen und Künstlern, zum Teil am Beginn ihrer Karriere: z.B. Sigi Zimmerschied, Wellküren, Bayerisch-Diatonische Jodelwahnsinn, Dieter Hildebrandt, Werner Meier, Konstantin Wecker.
In den 90er Jahren folgten dann zahlreiche Informationsfahrten unter Leitung von Hans Straßer in alle neuen Bundesländer, Schlesien, Ungarn und Umbrien, zuletzt nach Halle (Himmelsscheibe) und zu den Parteifreunden nach Oberösterreich.
Ab 2010 lag ein Schwerpunkt auf mehreren, zusammen mit dem Arbeitskreis Labertal organisierten Ausstellungen: Dietrich Bonhoeffer, u.a. mit Bischof Gerhard Ludwig Müller, Seliger-Gemeinde, Jubiläumsausstellung 150 Jahre SPD und die „Weiße-Rose-Ausstellung“.
In enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Labertal ist der Kampf gegen den Rechtsextremismus und die Auseinandsetzung mit dem Nationalsozialismus ein besonderes Anliegen. In mehreren Themennachmittagen und –abenden wurde und wird diese örtliche und regionale Zeitgeschichte behandelt und den Bürgern nahegebracht. Fahrten nach Flossenbürg, Mauthausen und Hartheim b. Linz zusammen mit dem AK Labertal zählen ebenfalls dazu.
Die politische Arbeit des Ortsvereins beschränkte sich aber nicht nur auf die örtliche und regionale Politik. Dazu gehörten auch die politischen Veranstaltungen mit fast allen SPD-Landesvorsitzenden (Volkmar Gabert, Hans-Jochen Vogel, Helmut Rothemund, Rudi Schöfberger, Ludwig Stiegler und Florian Pronold, mit zahlreichen Bundesministern und Staatssekretären der Regierungen Helmut Schmidt (Walter Arendt, Hans-Jochen Vogel, Hans Apel, Dieter Haack, Peter Glotz, Dr. Albert Schmid) und Schröder (Walter Kolbow, Karin Roth)
Besondere Höhepunkte: Besuch von Willy Brandt im Oktober 1978 im Aumeier-Saal, Februar 1976 MP Gerhard Schröder, November 2001 Besuch im Kanzleramt bei Gerhard Schröder und im Dezember 2011 die Verleihung des 3. Wilhelm-Dröscher-Preises durch Sigmar Gabriel beim Bundesparteitag in Berlin.
Wir wollen ein Ortsverein der guten Nachbarn sein. Dazu gehört die Teilnahme an Veranstaltungen benachbarter Ortsvereine im AK Labertal und im SPD-Kreisverband und die regelmäßige Teilnahme an den Großveranstaltungen der Partei in Vilshofen, beim Gillamoos, auf der Regensburger Dult, in Aufhausen und bei den Maifeiern in Steinsberg. Vertreten und aktiv ist der Ortsverein seit 1964 in den Kreisverbänden Mallersdorf und Regensburg-Land sowie seit 1975 im Unterbezirk Regensburg bis heute.