Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kiendl,
es scheint sehr löblich, die Bürger der Gemeinde, im Rahmen der „Earth Tour 2017“, zum Stromsparen, zum Umstieg auf Ökostrom und zum Ausschalten des Lichts, für eine Stunde, am Samstagabend, aufzurufen.
Symbolische Gesten sind dabei das eine, aber der alltägliche Umgang mit den Ressourcen das andere.
Dabei reduziert sich das Symbol leider, wie man an anderen Stellen sieht, als ein willkommenes Mittel, vorbildliches Verhalten vorzutäuschen.
Ist es Ihnen wirklich ernst mit der Umstellung auf erneuerbare Energie und eine sauberere Umwelt, dann schreiben wir doch als Gemeinde Schierling eine Petition an den Bayerischen Landtag, zur Abschaffung der 10H-Regelung und bauen als sichtbares Zeichen mindestens ein Windrad ins Gewerbegebiet am Birlbaum, zur Eigennutzung!
Eine neue Bürgerenergieanlage wäre eine super Sache!
(Auf guten Standorten liegen die Stromgestehungskosten mit Stand 2013 unterhalb derer neuer Kohle- und Kernkraftwerke; mittelfristig wird die Konkurrenzfähigkeit mit Kohlekraftwerken auch für schlechtere Standorte erwartet. Langfristig wird davon ausgegangen, dass sich die Windenergie in der Zukunft zur günstigsten Form der Stromproduktion entwickeln wird. Wichtig bei solchen Vergleichen ist es, die tatsächlichen vollen Stromgestehungskosten der einzelnen Technologien über ihren gesamten Betriebszeitraum anzusetzen. Der in diesem Kontext bisweilen angeführte Strombörsenpreis ist hingegen ungeeignet, da er für konventionelle Kraftwerke Werte ergibt, die aufgrund verschiedener struktureller Faktoren weit unterhalb ihrer Stromgestehungskosten liegen. Dadurch erscheint der Unterschied zwischen Windenergie und konventionellen Kraftwerken größer, als er in der Realität ist. Wikipedia)
Wie wir wissen, werden z.B. bei SMP sehr energieintensiv Tag und Nacht Autoteile produziert, die kilometerweit zur Weiterverarbeitung transportiert werden müssen, um anschließend in Autos eingebaut zu werden, die durchaus zur Steigerung der CO2 Produktion beitragen.
Wird eigentlich auch im Gewerbegebiet nur Ökostrom eingekauft?
Es wäre interessant, zu erfahren, wie hoch Strom und Wasserverbrauch der Gewerbebetriebe im Vergleich zu den Privathaushalten auf Schierlinger Gebiet sind.
Wirklich zielführend, für das Erreichen der Klimaziele und dem Schaffen der Energiewende, wären außerdem, bei jedem neuen Baugebiet zu überlegen, woher Strom- und Wärme klimaneutral gewonnen werden können.
Wir könnten die Häuslebauer verpflichten, energieeffiziente Häuser (Ausrichtung, Fenstergröße, Isolation) auf optimal zur Sonne ausgerichteten Grundstücken zu bauen und die Sonnenenergie, Erdwärme und industrielle Abwärme, als Fernwärme, konsequent zu nutzen.
Holzpellets und Hackschnitzel bleiben leider in der Mitte der Effizienz stecken, denn je mehr Holzheizungen eingebaut werden, je größer ist der Holzbedarf. Man liest schon vom Abholzen großer Waldflächen in Skandinavien, die wiederum große CO2- Verbraucher sind.
Feinstaub ist ein weiteres Problem.
Was auch schon letztens im Klimarat kritisiert wurde, sind Halbwahrheiten, oder das Verbreiten von Unwahrheiten.
Es ist in der Tat nicht so, glaubt man angesehenen Ökoinstituten, dass die Stromproduktion mit Kohle in Deutschland angestiegen ist und der mehrproduzierte Strom dann ins Ausland transportiert wird.
Die Stromproduktion aus Kohle ist gleichbleibend hoch, weil immer noch zu billig (auch aufgrund von Subventionen), aber nicht ansteigend.
Der Strommarkt ist längst international. Strom wird an der Börse gehandelt und je nachdem, wie teuer/billig er jeweils ist, auch aufgrund von Überproduktionen und Spekulationen, wird hin und her eingespeist.
Preisschwankungen werden dabei leider nicht an den Endverbraucher weitergereicht, sondern erhöhen die Einnahmen der Stromhändler und der Übertragungsnetzbetreiber.
Strom einzusparen ist daher sicher eine sinnvolle und wirkungsvolle Möglichkeit für den Verbraucher Geld zu sparen.
Bei unserem vorhandenen Strommix bleibt allerdings offen, welcher Erzeuger (Kraftwerke können abgeschaltet werden??…) bei geringem Abnahmepotential auf der Strecke bleibt.
Da der Stromhandel ein vielversprechendes Geschäft ist und den Gesetzen der Märkte offensteht, geht es nicht mehr um die Bedürfnisse der Bürger, um Grundversorgung oder Daseinsfürsorge, sondern nur um Gewinne und ist durch die Arbeit von Lobbyisten und Interessensvertretern auch politisch nicht ganz leicht händelbar. Energieintensive Großbetriebe bleiben dabei die interessantesten Kunden, auch wegen der Arbeitsplätze.
Nicht so, beim eigenen Verbrauch des selbst erzeugten Stroms! Das ist die sinnvollste Möglichkeit Herkunft, Verbrauch und Kosten zu beeinflussen, selbst zu bestimmen, wieviel Strom ich wann abnehme. Ist leider noch nicht jedem im vollen Umfang möglich.
Fest steht allerdings, dass wir nicht zurück in die Steinzeit und nachts im Dunkeln sitzen müssen, um den Planeten zu retten.
Energieeffizienz und eine nachhaltige Produktion, von Strom aber letztlich aller Industriegüter, lokale, nachhaltig sinnvolle und mutige Entscheidungen, plus Investitionen für die Bürgerschaft könnten zielführend sein. Vor allen Dingen ist ein globaler Einsatz der Verantwortlichen unerlässlich (in Indonesien werden zahlreiche neue Kohlekraftwerke gebaut…).
Die Ökobilanz ist dabei das Wichtige und ganz klar global!
Lichtverschmutzung beispielsweise, durch Leuchtreklamen, Feuerwerke oder sinnlose Lasershows, wie sie in Großstädten wie Las Vegas, New York aber auch hierzulande beliebt sind, ist ganz sicher nicht zu verhindern, indem wir in Schierling für eine Stunde das Licht ausmachen…
Ob man natürlich öffentliche Gebäude, wie die Kirche, nur stundenweise zu Feiertagen beleuchtet oder Feuerwerk an Silvester verbietet (auch wegen der Lärm-und-Feinstaubbelastung) wäre allerdings überlegenswert.
Wir werden jedenfalls nicht am Samstag, zur besten abendlichen Relaxzeit, im Dunkeln sitzen, da wir uns bemühen, das ganze Jahr über verantwortungsbewusst mit den Ressourcen umzugehen. Das erscheint uns vernünftiger….
Fazit:
Lassen Sie uns gemeinsam sinnvolle Entscheidungen für eine nachhaltige Entwicklung in Schierling treffen, damit wir immer das Licht anlassen können!
Mit freundlichen Grüßen
Madlen Melzer und Josef Röhrl, SPD- Fraktion im Gemeinderat