"Verehrter Herr Pfarrer Thomas Klenner,
lieber Florian,
sehr geehrter 2. Bürgermeister Werner Braun,
liebe Gäste,
auch ich möchte Sie im Namen des SPD-Ortsvereins Schierling zur Ausstellungseröffnung der Bonhoeffer-Gedenkwoche hier in der evangelischen Paulus-Kirche sehr herzlich begrüßen.
Im Rahmen des Gedenkens zu seinem 65-jährigen Todestag präsentiert der Arbeitskreis Labertal in Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchengemeinden des Großen und Kleinen Labertals die Ausstellung über den großen evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Ich freue mich sehr, dass diese heute in Schierling eröffnet werden kann und möchte mich zugleich bei Pfarrer Thomas Klenner und dem Kirchenvorstand für die tatkräftige Unterstützung und auch große Begeisterung für diese ansprechende Ausstellung bedanken.
Kaum ein anderer evangelischer Theologe des 20. Jahrhunderts hat so tief in Kirche und Gesellschaft hinein gewirkt wie Bonhoeffer. Er hat seine christliche Frömmigkeit mit politischem Engagement für Benachteiligte und Ausgegrenzte verbunden. Unerschütterlich in seinem Glauben an Gott ist er auch am 09. April 1945 in den Tod gegangen, auf grausame Weise ermordet von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Flossenbürg.
Im Vorfeld der Ausstellungswochen besuchte der Arbeitskreis Labertal auch die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, um mit einer Kranzniederlegung des großen Theologen der evangelischen Kirche zu gedenken. Es war für mich ein beklemmender Augenblick, die Hinrichtungsstätte im Arrestgebäude des ehem. Konzentrationslagers zu betreten. Ein Ort an dem unzählige Gefangene, politische Häftlinge und auch Widerstandskämpfer von den Nazis geschunden, misshandelt und umgebracht wurden.
Die letzten Minuten von Dietrich Bonhoeffer vor seiner Hinrichtung schilderte später ein SS-Augenzeuge:
„Er habe durch den Türspalt in einer Zelle dieser Arrestbaracke einen knieenden Mann gesehen, ohne seine Person zu kennen. Nie habe er in seiner langen Praxis einen Menschen so bewusst, so angstlos sterben gesehen. Die Ruhe und Ungebeugtheit dieses ungewöhnlich anziehend erscheinenden Menschen habe ihn auf das tiefste erschüttert", wird der SS-Arzt zitiert. „Auch an der Richtstätte selbst betete er noch kurz und bestieg dann mutig und gefasst den Galgen.“
Noch am Vorabend des 8. April grüßte er über einen Mithäftling in Schönberg bei Zwiesel seinen Freund und späteren Bischof von Chichester Georg Bell mit dem Satz:
„Das ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.“
Was können wir Nachgeborene aus dem Wirken und der Zivilcourage Bonhoeffers lernen? Welche Lehren können wir daraus ziehen?
Dr. Gerhart Herold, Referent für theologische Projekte im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, versucht eine Antwort darauf zu geben, in dem er zwölf Möglichkeiten beschreibt, den Lebensstil Bonhoeffers zu finden:
- Halten Sie Kontakt zu fröhlichen Menschen, behüten Sie die Leuchtkraft Ihrer Lebensfreude.
- Suchen Sie regelmäßig Zeiten der Stille und pflegen Sie das Gebet wie eine liebgewordene Gewohnheit.
- Öffnen Sie der Politik Ihr Interesse und widmen Sie dem Leben der Gesellschaft einen Teil Ihrer Kraft und Ideen.
- Bereichern Sie Ihr Gesichtsfeld durch Beziehungen, die über die Grenze Ihres Landes und Ihrer Kultur weit hinausgreifen.
- Freuen Sie sich an Ihrem Verstand, bedienen Sie sich seiner Möglichkeiten und scheuen Sie sich nicht, kritisch zu denken.
- Schonen Sie das Wort „Gott“, schützen Sie diesen verletzbaren Begriff, ersetzen Sie ihn öfter durch Gedankenbilder Ihrer Wahl.
- Achten Sie, welche menschliche Kraft auch in nichtkirchlichen Gruppen wohnt, und machen Sie dort Entdeckungen.
- Denken und sprechen Sie gut von den Menschen, auch von schwierigen und widerständigen Zeitgenossen.
- Bewahren Sie sich Ihre Lebenshoffnung und verteidigen Sie leidenschaftlich die Überzeugung, dass Glück auf Sie wartet.
- Entziehen Sie sich nie der Verantwortung, geben Sie durch Ihr Verhalten auf jede aktuelle Situation mutig eine neue Antwort.
- Nutzen Sie jede Gelegenheit zu Sport und Spiel, beides macht Sie mit anderen zusammen zu „Kindern der Erde“.
- Trainieren Sie Ihre Musikalität: Konzerte, Hausmusik, Gesang und Tanz beflügeln Ihre Sinne und schaffen Gemeinschaft.
Diese 12 Grundsätze über Bonhoeffers Profil zu verinnerlichen und versuchen zu verwirklichen, ist das Vermächtnis Bonhoeffers für die nachfolgenden Generationen.
Ich darf Sie jetzt einladen, die Ausstellung, die im Nebenraum der Kirche aufgestellt ist, zu besuchen.
Herzlichen Dank!