„Herr Bundestagsabgeordneter Pronold,
Herr Pfarrer Klenner,
Damen und Herren des Kirchenvorstandes und des Gemeinderats,
65 Jahre nach dem Tod von Dietrich Bonhoeffer gibt dessen Wirken, und Tod unangefochten Anlass, darüber nachzudenken, welche Lehren daraus gezogen werden müssen, um verblendetem Nationalsozialismus zu begegnen, ja einen solchen gar nicht erst wieder aufkommen zu lassen.
Zur Jahreswende 1942/1943 schrieb Bonhoeffer einen sehr persönlichen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, in denen sein Widerstand gegen den NS-Terror reifte und ihm zu bleibenden Erkenntnissen über christliche Lebenshaltung verhalf. Er thematisierte Zivilcourage, Ehrlichkeit und den „Blick von unten“ aus der Perspektive der Opfer einer gewalttätigen Gesellschaft.
In seiner Betrachtung der im Widerstand erlenbaren Alltagstugenden hieß es u.a.:
(Zitat)„Man muss damit rechnen, dass die meisten Menschen nur durch Erfahrungen am eigenen Leibe klug werden.“ … „Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Handlungen“ (Zitat Ende)
Völker, Staaten, Millionen von Menschen in der ganzen Welt, mussten die leidvolle Erfahrung des Nationalsozialismus in Form von Terror und Gewalt, Tod, Verachtung, Elend und Not erst miterleben, weil es zu wenig „Bonhoeffers“ in unserer Gesellschaft gab. Zu wenig, die rechtzeitig und mutig dagegen aufgestanden sind. Am 9. April musste der der gläubige Christ und Theologe Bonhoeffer, für seinen Mut und seine Zivilcourage gegen die systematischen Judenverfolgungen und die vielen anderen, von Willkür geprägten Grausamkeiten der Regierung, mit nur 39 Jahren sein Leben lassen.
Denken wir an ihn und bleiben wir wach, um diese leidvollen Erfahrungen nicht noch einmal verspüren zu müssen. Wach in unserer kirchlichen, freiheitlich-gesellschaftlichen und demokratisch-politischen Weltanschauung. Die Bonhoeffer-Gedenkwoche in Schierling und die Ausstellung nach der heutigen Eröffnung tragen dazu bei. Ich danke all denen, die sich um die Ausstellung bemüht haben!“