Pfarrer Thomas Klenner ging in seiner Predigt mit der biblischen Erzählung von Kain und Abel zuerst der Frage nach, woher die Gewalt eigentlich komme. Entscheidend sei dafür, dass sich Menschen wie Kain von ihren Nächsten abwendeten und auf sich zurückzögen, um sich dann gegen ihre Mitmenschen zu wenden.
Zur Frage Gottes an Kain, „wo ist dein Bruder Abel?“ und dessen Antwort („Ich weiß es nicht; soll ich meines Bruder’s Hüter sein?“) stellte Pfarrer Klenner einen aktuellen Bezug zu einer anderen großen Persönlichkeit der Bekennenden Kirche, Pastor Martin Niemöller, her:
„Als sie (die Nazis) die ersten Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; denn ich war ja kein Kommunist.
Als sie die ersten Juden holten, habe ich geschwiegen; denn ich war kein Jude.
Als sie die ersten Katholiken holten, habe ich geschwiegen; denn ich war kein Katholik.
Als sie mich holten, war niemand mehr da, der für mich hätte rufen können.“
Dietrich Bonhoeffer’s berühmter Satz,
„Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist“,
sei die Konsequenz aus dem Schweigen der Kirche und der fehlenden Zivilcourage gewesen, sich gegen die Verfolgung und Unterdrückung zu wenden. Entscheidend sei für Dietrich Bonhoeffer deshalb der Glaube an Gott gewesen, der die Menschen in die Lage versetze, auf jede Notlage vertrauensvoll und mutig zu reagieren.
„Dem Leben vertrauen heißt Gott vertrauen“, schloss Pfarrer Klenner seine Predigt. Das vertonte, im Berliner Gestapo-Gefängnis Weihnachten 1944 an seine Mutter und Verlobte geschriebene Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ beschloss den Familiengottesdienst.