Für die SPD-Ortsvorsitzende Madlen Melzer und Marktrat Armin Buchner war es eine Premiere, während Martin Auer als Betriebsratsvorsitzender der BayernSPD schon mehrmals an dem Festakt zur Verleihung des Wilhelm-Hoegner-Preises teilgenommen hatte. Die Einladung zur diesjährigen Preisverleihung an den aus der Oberpfalz stammenden Publizisten und Journalisten, Prof. Dr. Heribert Prantl, hatte er gleich beim Schopfe gefasst, um mit Madlen Melzer und Armin Buchner dem Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Marcus Rinderspacher, die Unterschriftslisten für die Petition zur Abschaffung der Studiengebühren zu überreichen.
Auch für die Routiniers unter den vielen hundert Gästen war die Veranstaltung ein „fascinosum“: Der Rahmen des dicht besetzten Plenarsaals, der musikalische Rahmen der „Biermöslblosn“ – ein Leckerbissen. Und dann erst die drei Reden des Fraktionsvorsitzenden Marcus Rinderspacher, des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude als „laudator“ und abschließend die Dankesrede des „laudatus“ und Preisträgers Prof. Dr. Heribert Prantl. Die antiken Rednerfürsten, der Athener Demosthenes und der Römer Cicero, hätten an dem rhetorischen Feuerwerk „der Drei“ ihre helle Freude gehabt. Was aber die drei Reden bei aller Brillanz noch mit einander verband: Es war die dreifache Laudatio auf Wilhelm Hoegner und „sein Kind“, die Bayerische Verfassung.
Den anschließenden Empfang nutzte die Schierlinger SPD-Delegation zu einer ganzen Reihe von Gesprächen, unter anderem mit dem früheren SPD-Parteivorsitzenden und Münchens Altoberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, mit dem jetzigen Amtsinhaber und künftigen Spitzenkandidaten der BayernSPD Christian Ude. Mit dem neuen Preisträger Dr. Heribert Prantl und mit Hans Well.
Mit einem furiosen Auftakt eröffnete die "Biermöslblosn" den Festakt. Sie lösten zu Beginn und am Ende wahre Jubelstürme aus. Und trotzdem schwang angesichts des angekündigten Auseinandergehens des beliebten Well-Trio’s ein nostalgisches Gefühl mit. Am liebsten hätte man ihnen zugerufen: „Buam, bleibt‘s do, ihr wißt‘s ja ned wias Weda werd…“
Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher, würdigte den diesjährige Preisträger als Journalisten und Publizisten „im unermüdlichen Einsatz für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat“: „Er hat sich damit in herausragender Weise um die bayerische Verfassung im Sinne Wilhelm Hoegners verdient gemacht – und um das Grundgesetz.“ 65 Jahre bayerische Verfassung seien für uns die Gelegenheit, „eine bayerische Persönlichkeit auszuzeichnen, eine herausragende Persönlichkeit der Vierten Gewalt, die von Legislative, Exekutive und Judikative hoch beachtet wird: und hoch geachtet. Hoch geschätzt, bisweilen gefürchtet,“ sagte er. Der SPD-Fraktionschef bezeichnete das Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung als „die erste und zugleich letzte Instanz – in jedem Fall aber die Meinungsinstanz schlechthin“.
Die Begrüßungsrede
von Markus Rinderspacher, MdL
Vorsitzender der BayernSPD-Landtagsfraktion
Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude würdigte Prantl in seiner Laudatio als das „verfassungspolitische Gewissen in der bundesdeutschen Publizistik“. Prantl habe sich wie kein anderer für die Verfassung eingesetzt und dagegen gekämpft, dass sie verbogen wird. So habe Prantl stets das Asylrecht verteidigt und gegen sich gegen aufkeimenden Rechtsextremismus gewandt. Auch sei Prantl erfolgreich einer marktradikalen Heilslehre entgegen getreten und habe sich für den Erhalt des Sozialstaats eingesetzt: „Der Sozialstaat gehört zu dem Kostbarsten, was dieser Staat geschaffen hat“, zitierte Ude Prantl.
Die Laudatio auf den Preisträger
von Christian Ude, Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt München
Die Bayerische Verfassung hat, so stellte Preisträger Prof. Dr. Heribert Prantl fest, die Gerechtigkeit konkret gemacht: Wilhelm Hoegner habe als Vater der Verfassung die „Gerechtigkeit nach Bayern gebracht“. Die Bayerische Verfassung mache in besonderer Weise deutlich, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgehe. Sie kombiniere Tradition und Anpassung, sie berge Sätze, die nach 65 Jahren immer noch aktuell seien.
Die bayerischen Grundwerte
Dankesrede des Preisträgers,
Prof. Dr. Heribert Prantl
Eine große Freude machte die SPD-Ortsvorsitzende Madlen Melzer dem Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion bei der Überreichung der 130 Unterschriften für die Petition zur Abschaffung der Studiengebühren im Plenarsaal des Bayerischen Landtags zusammen mit Marktrat Armin Buchner und Martin Auer.
Als eine besondere Ehre empfanden die beiden „Youngsters“ das Gespräch mit dem früheren SPD-Parteivorsitzenden (1987-1991) und Münchner Altoberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel. Dieser war als Bundesjustizminister im Jahr 1975 Hauptredner einer SPD-Kundgebung im überfüllten Aumeier-Saal in Schierling. Heute wirkt Hans-Jochen Vogel als „Gewissen“ der Partei, deren Blick er immer wieder auf die Grundwerte und die einfachen Bürger richtet.
Zu einem „Small-Talk“ zwischen dem Preisträger Dr. Heribert Prantl und dem „roten Trio“ aus Schierling kam es im Rahmen des Empfanges. Martin Auer und Heribert Prantl tauschten Erinnerungen aus an dessen Regensburger Zeit in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Ein bisschen Wehmut schwang schon beim „Ratsch“ mit Hans Well von der "Biermöslblosn" mit. Martin Auer erinnerte ihn an die Anfänge vor 1980, als er einen Auftritt mit den damals „frechen Unbekannten“ in Regensburg organisieren durfte. Heute sind die Biermösln mit ihren Schwestern, den Wellküren, „Kult“ der bayerischen Volksmusik und des Kabaretts. Hans Well erinnerte sich auch gleich an ihr Konzert bei den „Genshengern“. Er erzählte über seine nächsten Pläne mit Dieter Hildebrandt und Maria Peschek. In diesem Jahr gastiert er noch in Abensberg, erzählte Hans Well.
Ein besonderes Highlight für die Schierlinger Delegation war das Gespräch mit dem „Bürger-King“ Christian Ude, Münchner Oberbürgermeister und designierter Spitzenkandidat der BayernSPD. Madlen Melzer versprach ihm, dass sich die Schierlinger SPD für ihn gewaltig ins Zeug legen werde. Christian Ude wird im nächsten Jahr ins Labertal kommen und der Hauptredner beim Bartholomämarkt in Aufhausen sein.
In seiner Laudatio auf die Bayerische Verfassung im Rahmen seiner Begrüßungsrede zitierte Marcus Rinderspacher aus einem SZ-Artikel von Dr. Heribert Prantl zum 60. Geburtstag der Bayerischen Verfassung im Jahr 2006:
"Mein Gott, welche Verfassung! Sie ist sprachgewaltig, anrührend, pathetisch, sie ist zärtlich und stolz, edel und derb, besorgt und mütterlich, gelegentlich ist sie auch komisch altertümlich. Die Bayerische Verfassung ist wie ein Bauerngarten, sie macht Freude: Alles blüht und prahlt und reift. Sie ist das verständlichste und leutseligste deutschsprachige Gesetz seit dem Preußischen Allgemeinen Landrecht aus dem Jahr 1794."
Was die „regelrechte Liebeserklärung von Prof. Prantl auf die Hoegner’sche Verfassung“ (Marcus Rinderspacher) betrifft, so drückt sie sich in der Dankesrede von Heribert Prantl geradezu als Hymnus aus:
„Ich rede heute von der bayerischen, von der Hoegnerschen Verfassung: Sie ist sprachgewaltig, anrührend, pathetisch, sie ist zärtlich und stolz, edel und derb, besorgt und mütterlich, gelegentlich ist sie auch komisch altertümlich; sie ist christlich und sozialistisch, bäuerlich und hausväterlich; einmal ist sie verzopft und dann wieder ist sie unglaublich modern. Diese Verfassung ist ein Abbild des bayerischen Landes; und es rührt beim Lesen unendlich an, dass dieses Land damals, 1946, so gewesen ist. Die Bayerische Verfassung ist wie ein Bauerngarten, sie macht Freude. Sie ist das verständlichste und leutseligste deutschsprachige Gesetz seit dem Preußischen Allgemeinen Landrecht aus dem Jahr 1794.“
Und das sind einige, im Festakt viel zitierte Artikel aus dem Schatzkästlein oder Bauerngarten Bayerische Verfassung:
Artikel 156. Der Zusammenschluß von Unternehmungen zum Zwecke der Zusammenballung wirtschaftlicher Macht und der Monopolbildung ist unzulässig. Insbesondere sind Kartelle, Konzerne und Preisabreden verboten, welche die Ausbeutung der breiten Massen der Bevölkerung oder die Vernichtung selbständiger mittelständischer Existenzen bezwecken.
Artikel 157. (1) Kapitalbildung ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur Entfaltung der Volkswirtschaft.
(2) Das Geld- und Kreditwesen dient der Werteschaffung und der Befriedigung der Bedürfnisse aller Bewohner.
2. Abschnitt. Das Eigentum
Artikel 158. Eigentum verpflichtet gegenüber der Gesamtheit. Offenbarer Mißbrauch des Eigentums- oder Besitzrechts genießt keinen Rechtsschutz.
Artikel 161 Bodenverteilung; Nutzung des Wertzuwachses von Grund und Boden.
(1) Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen überwacht. Missbräuche sind abzustellen.
(2) Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.
Art. 167. (1) Die menschliche Arbeitskraft ist als wertvollstes wirtschaftliches Gut eines Volkes gegen Ausbeutung, Betriebsgefahren und sonstige gesundheitliche Schädigungen geschützt.
(2) Ausbeutung, die gesundheitliche Schäden nach sich zieht, ist als Körperverletzung strafbar.
(3) Die Verletzung von Bestimmungen zum Schutz gegen Gefahren und gesundheitliche Schädigungen in Betrieben wird bestraft.
Art. 168. (1) 1 Jede ehrliche Arbeit hat den gleichen sittlichen Wert und Anspruch auf angemessenes Entgelt. 2 Männer und Frauen erhalten für gleiche Arbeit den gleichen Lohn.
(2) Arbeitsloses Einkommen arbeitsfähiger Personen wird nach Maßgabe der Gesetze mit Sondersteuern belegt.
(3) Jeder Bewohner Bayerns, der arbeitsunfähig ist oder dem keine Arbeit vermittelt werden kann, hat ein Recht auf Fürsorge.
Art. 169. (1) Für jeden Berufszweig können Mindestlöhne festgesetzt werden, die dem Arbeitnehmer eine den jeweiligen kulturellen Verhältnissen entsprechende Mindestlebenshaltung für sich und seine Familie ermöglichen.
(2) Die Gesamtvereinbarungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden über das Arbeitsverhältnis sind für die Verbandsangehörigen verpflichtend und können, wenn es das Gesamtinteresse erfordert, für allgemein verbindlich erklärt werden.