Schule neu denken - Entscheidend sind die Bürgermeister und Eltern vor Ort
Die Gemeinschaftsschule ist keine Einheitsschule, sondern eine Schule der Zukunft. Mit der Gemeinschaftsschule werden die bestehenden Schularten nicht abgeschafft, sondern das dreigliedrige bayerische Schulsystem um eine sinnvolle Alternative für Schüler und Eltern ergänzt. Die BayernSPD möchte die Gemeinschaftsschule als zusätzliche, gleichwertige Schulart im bayerischen Schulsystem verankern. Schule muss am Ort bleiben! Die Menschen wollen die bestmögliche Schule für ihre Kinder, die Bürgermeister Planungssicherheit und die Schule als Standortfaktor – denn eine Kommune ohne Schule hat schon verloren.
MdL Martin Güll, ehemaliger Schulleiter und jetziger Bildungsexperte der SPD-Landtagsfraktion brachte es in seinem Vortrag gleich auf den Punkt: "Ein neues Schulkonzept hat keinen Sinn, wenn es nicht offensichtliche Vorteile bringt. Die von uns gewollte Gemeinschaftsschule bringt den Kindern bessere wohnortnahe Bildung und hilft den Kommunen – vor allem auf dem flachen Land – ihre Schulstandorte erhalten. Die Schule am Ort ist ein wichtiger Standortfaktor – ist sie weg, dann hilft auch kein neues Baugebiet, keine Strukturprogramme".
Die Entwicklung in Bayerns Schulen, so Martin Güll ist unumkehrbar. Die Schüler an sich werden weniger und der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen hält unvermittelt an – die Hauptschule, auch wenn sie jetzt Mittelschule heißt – muss dabei verlieren. "Die CSU lässt diese Entwicklung treiben, macht ein wenig Kosmetik, hat aber keine Antwort auf die Frage, wie es weitergehen wird", so Bezirksvorsitzender Michael Adam in seiner Begrüßungen. "Schon in den nächsten Jahren, werden die Schulverbünde auseinander brechen, weil einzelne Schulstandorte aufgegeben werden müssen, weil die Schülerzahlen der Haupt- oder Mittelschule weiter in den Keller gehen werden. Die Eltern haben schon jetzt erkannt, dass in der neuen Verpackung keine besseren Abschlussmöglichkeiten drin sind – aber das wollen die Eltern für ihre Kinder.
"Die SPD setzt sich für gleiche Bildungschancen für alle ein. Das dreigliedrige Schulsystem in Bayern wird diesem Anspruch schon lange nicht mehr gerecht. Deshalb sind integrative Schulen wie die Gemeinschaftsschule notwendig, in denen die Schülerinnen und Schüler länger gemeinsam lernen können und in denen ihre individuellen Fähigkeiten optimal gefördert werden. Kinder und Jugendliche sollen dabei wohnortnahe Schulen vorfinden, in denen die bestmöglichen Bildungsabschlüsse angeboten werden. Die individuelle Förderung rückt in der Gemeinschaftschule in den Vordergrund und ermöglicht ein Lernen ohne Brüche und ohne Druck, in einer Kultur des Miteinanders. Sie bietet wohnortnah alle Bildungsgänge: den Hauptschulabschluss, den Quali, den echten Realschulabschluss und den Übertritt in die gymnasiale Oberstufe und schließlich das Abitur", so Peter Schmid, Mitglied der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) aus Ergoldsbach.
Die SPD hat die Gemeinschaftsschule nicht erfunden
"Ob nun in Südtirol, in Finnland oder in Schleswig-Holstein oder NRW, Gemeinschaftsschulen sind nichts Neues – nur in Bayern", so Martin Güll. Die Gemeinschaftsschule biete eine individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren Begabungen, Neigungen und Talenten. In der Gemeinschaftsschule blieben die Schüler bis zu ihrem ersten Schulabschluss zusammen. Dadurch entfalle das bisher übliche Übertrittverfahren mit all seinen Problemen für Kinder und Eltern. Die Gemeinschaftsschule bedeute Vielfalt unter einem Dach. "Alle lernen individuell und doch gemeinsam. Alle werden gefördert. Keiner geht verloren – und es klappt", so Güll weiter.
"Die Gemeinschaftsschule wird als gebundene Ganztagsschule organisiert und soll alle Schularten vereinen. Sie wird nicht Realschulen und Gymnasien ersetzen, sondern eine Alternative zum Schulsystem bieten. Es werden die gleichen Lehrpläne unterrichtet wie an anderen staatlichen Schulen in Bayern. Gemeinschaftsschulen funktionieren durch ihr innovatives pädagogisches Konzept in Einheiten ab 200 Schülerinnen und Schülern. Das heißt, die Kinder können bis zur 10. Klasse in ihrem Heimatort zur Schule gehen. Damit kann ein Schulsterben in den Regionen verhindert werden. Eine Win-win-Situation für die Kinder, die Eltern und die Kommunen", so Reinhard Schwikowski, Mitglied der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) aus Saal/KEH.
Arbeitskreissprecher Rainer Pasta, seine Tochter besucht derzeit die 1. Klasse der Grundschule Geiselhöring, ist überzeugt vom neuen Konzept der Gemeinschaftsschule: "Natürlich will man für seine Kinder die bestmögliche Schulausbildung, doch zu welchem Preis? Sollen wir nächstes Jahr anfangen unsere Tochter für den Übertritt zu trainieren? Hat sie dann mit 8 Jahren nicht mehr das Recht auf ihre Kindheit, auf ihre Unbeschwertheit? Schadet es ihr, wenn sie erfährt, dass Menschen unterschiedlich gescheit sind, verschiedene Stärken haben? Muss sie mit 10 Jahren täglich stundenlang mit dem Bus oder Zug zur Realschule oder zum Gymnasium fahren?" Fragen auf die die Gemeinschaftsschule am Ort eine klare Antwort gibt: NEIN! "Unterschiedlichkeit als Chance, mehr selbstständiges und handelndes Arbeiten, kooperatives Lernen, an den Fähigkeiten orientierte, individuelle Förderung, nachhaltiges Lernen und Kompetenzbildung", so Pasta seien ein Traum, wenn man an die aktuelle Schulsituation denke. Ein Traum, den es in Bayern nicht geben soll, nur weil die CSU sich nicht auf ein modernes Schulsystem einlassen will.
Wenn sie eine gute Schule vor Ort haben wollen, dann müssen sie dafür kämpfen.
Doch "wie kommen unsere Kinder zu solchen Schulen", war die große Frage des Abends. Martin Güll erklärte, dass die SPD-Fraktion ab Mai die Bürgerinnen und Bürger über die Gemeinschaftsschule informieren wird. In über 20 Dialogforen im ganzen Land, einem wissenschaftlichen Bildungskongress und weiteren Fachveranstaltungen sollen Eltern, Lehrer und Lehrerinnen und Schüler und Schülerinnen eingebunden und deren Erfahrungen aufgenommen und berücksichtigt werden. "Entscheidend sind die Bürgermeister und Eltern vor Ort. Wenn sie eine gute Schule mit besten Abschlussmöglichkeiten vor Ort haben wollen, dann müssen sie dafür kämpfen. Die SPD bietet jegliche Unterstützung auch hier in der Region eine Modellschule zu finden. Es werden und sollen nicht gleich alle Schulen umgewidmet werden können, aber einzelne Modellprojekte wird es in absehbarer Zukunft geben, wo diese liegen, entscheidet sich bei den Menschen vor Ort", so Martin Güll, der u.a. auch darüber berichtete, wie sich die CDU-Bürgermeister im erzkonservativen Münsterland (NRW) um die 50 Modellschuleprojekte für ihre jeweilige Gemeinde 'prügeln', seit die rot-grüne Landesregierung diese Option möglich gemacht habe.