Mittwoch, 11. Mai 2011
Die SPD-Landtagsfraktion macht die Bildungspolitik zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit im laufenden und im nächsten Jahr. Im Mittelpunkt steht dabei die Kampagne zur Gemeinschaftsschule in Bayern. „Die Gemeinschaftsschule ist die bessere Antwort für Bayern“, sagte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher bei der Pressekonferenz im Gemeinschaftsschulbus zur Vorstellung der Dialogforen zur Gemeinschaftsschule in Bayern. Sie sollen ein Jahr lang in ganz Bayern stattfinden. Der erste Bildungsdialog startet am 24. Mai in Schwanstetten bei Schwabach. Dabei werden Schüler, Eltern, Lehrer und Kommunalvertreter das Konzept der Gemeinschaftsschulen in Bayern diskutieren.
Viele Kinder in Bayern nehmen weite Wege im Schulbus auf sich, daher fand die Kick-off-Veranstaltung mit Pressekonferenz auf einer Busfahrt im mit bunten Slogans verzierten „Gemeinschaftsschulbus“ durch München statt, vorbei an Staatskanzlei und Kultusministerium. Schüler sollen wieder mehr Freizeit statt Fahrzeit im Bus haben – so lautet eine Forderung der Gemeinschaftsschulkampagne.
Rinderspacher forderte die Staatsregierung, auf ihre Verweigerungshaltung gegenüber der Gemeinschaftsschule aufzugeben und verwies auf Baden-Württemberg, das jetzt mit gutem Beispiel vorangeht und die innovative Schulform zulässt. „Vielleicht schwappt die Begeisterung auch auf Bayern über“, so der SPD-Fraktionschef.
SPD-Bildungssprecher Hans-Ulrich Pfaffmann fordert bessere Bildungsschancen für alle Kinder und Jugendlichen in Bayern. „Die Gemeinschaftsschule ist die Schule für die Stadt und das Land. In den Ballungsräumen müssen wir die Zahl der Schulabbrecher senken und auf dem Land eine wohnortnahe, qualifizierte Schulbildung mit mehreren Abschlüssen ermöglichen. Die Antwort darauf heißt Gemeinschaftsschule! Wir arbeiten hart daran, dass die Schulpolitik nicht zu einem ideologischen Streit ausartet und wir erwarten von der Regierung, dass sie endlich die Bildungsgerechtigkeit und die Familien in den Mittelpunkt ihrer Schulpolitik stellt. Das bedeutet die Zulassung der Gemeinschaftsschule für Bayern.“
SPD-Bildungsexperte Martin Güll sieht in der Gemeinschaftsschule ein Projekt, bei dem alle gewinnen können. Es gebe einen Mehrwert für Schüler, Eltern, Lehrer und Kommunen. Schülerinnen und Schüler werden auf der Gemeinschaftsschule einen Qualifizierenden Hauptschulabschluss oder einen Realschulabschluss erwerben können sowie in die gymnasiale Oberstufe übertreten. Die neue Schulform soll nicht von oben verordnet werden, sondern aus den Kommunen heraus entstehen.
Dass dies mit Erfolg geschehen kann, beweist Bürgermeister Arthur Christiansen (CDU), der gleichfalls an der Bus-Pressekonferenz teilnahm. Die 11 000-Einwohnerstadt Handewitt in Schleswig-Holstein hat die Gemeinschaftsschule 2007 eingeführt. Für Bürgermeister Christiansen ist „Schulentwicklung Kommunalentwicklung“. „Eine lebendige Gemeinde braucht einen Kindergarten und unbedingt eine Schule“, so Christiansen. Die Gemeinschaftsschule Handewitt hat sich zu einem von Schülern, Eltern und Lehrern anerkannten Erfolgsmodell entwickelt. Die Zahl der Schüler ist in vier Jahren von 806 auf 933 gestiegen, die Zahl der Lehrer von 69 auf 92. Der große Vorteil der Schule sei, so der Bürgermeister, dass sie sich strikt an den Bedürfnissen der Kinder orientiere: „Wir backen uns die Schule, wie sie die Kinder brauchen.“
Das soll nun auch in Bayern Wirklichkeit werden: SPD-Bildungssprecher Hans-Ulrich Pfaffmann und der Bildungsexperte Martin Güll haben dafür seit Januar über 100 Gespräche mit Schülern, Eltern, Kommunalvertretern und Experten geführt. Die SPD-Landtagsfraktion hat einen Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht, in Denkendorf entsteht derzeit ein Pilotprojekt und ein Lehrplan ist in Arbeit.