Schleichender Volkshypnotisierung immer wieder neu entgegentreten
Letzte Station der Ausstellungsreihe „...gerade dich, Arbeiter, wollen wir“ gegen Rechtsextremismus 2011
Seit 16. Mai gastiert die Ausstellung „...gerade dich, Arbeiter, wollen wir“ der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Geiselhöringer Pfarrheim St. Peter. Hausherr Stadtpfarrer Josef Ofenbeck freute sich gemeinsam mit dem Aktionsbündnis „Geiselhöring bleibt BUNT“ über zahlreiche Besucher im Rahmen der Ausstellungseröffnung, darunter etliche Mitglieder des Geiselhöringer Stadtrats, Bürger aus Geiselhöring und dem Umland sowie als Gastredner Hans-Dieter Schenk, DGB-Bevollmächtigter für die Region Landshut.
Pfarrer Ofenbeck rief dazu auf, stets daran zu erinnern, dass christliche und familiäre Werte im Vordergrund stehen müssen gegenüber dem Machtkalkül der Politik und unternehmerischem Profitstreben. Gerade angesichts der schleichenden Volkshypnotisierung, derer sich der Nationalsozialismus in seinen Anfängen bedient habe, so der Pfarrer, sei es wichtig, diese Werte immer wieder neu hochzuhalten. Dritte Bürgermeister Harry Büttner bedankte sich bei den Kirchen sowie dem SPD-Arbeitskreis Labertal für die Organisation der Ausstellung in Geiselhöring, und rief seitens der Politik dazu auf, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus hoch zu halten: „Das immer wieder geforderte Abhaken und Vergessen ist hier fehl am Platz.“
Diesen Punkt griff Gastredner Hans-Dieter Schenk in seinen Ausführungen zur Ausstellung direkt auf, und wies darauf hin, dass Rechtsextremismus auch heute mehr sei als eine zu vernachlässigende Randbewegung. Mit Abgeordneten in zwei ostdeutschen Landtagen, sowie bundesweiten Studienergebnissen, die latent rechtes Gedankengut auch bei gemäßigten Teilen der Bevölkerung sichtbar werden lassen, sei es heute aktueller denn je, auf die Entwicklung des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen, und vor seinen Gefahren zu warnen. Hier leiste die Ausstellung der Hans-Böckler-.Stiftung einen wichtigen Beitrag, indem sie die Hintergründe erläutert, die zum Aufstieg der Nazis geführt haben. In vier Erklärungsansätzen geht die Ausstellung dabei ein auf die um sich greifende Politikverdrossenheit in der Weimarer Republik und auf die Verquickung von Staat und Parteien, aber auch auf die engen Bünde zwischen Nazis und den damaligen Größen der deutschen Wirtschaft, sowie auf den unverhohlenen Terror der Nazis gegenüber der eigenen Bevölkerung.
Schenk setzte ferner den Widerstand der freien Gewerkschaften in Kontext mit kirchlichen Widerstand im Dritten Reich, und erinnerte dabei an den erst kürzlich selig gesprochenen Pfarrer Georg Häfner, der 1942 von den Nazis ermordet wurde. Auch heute, so Schenk, teilten sich Gewerkschaften und Kirchen viele Anliegen um die menschlichere und familienorientiertere Gestaltung unserer Gesellschaft. In einem kurzen Schlusswort bedankte sich Johannes Faden, SPD-Ortsvorsitzender, noch für das Aktionsbündnis „Geiselhöring bleibt BUNT“ bei allen Beteiligten, und wünschte der Ausstellung einen erfolgreichen Verlauf.
Die Initiative aus dem Labertal macht Schule
Die Ausstellung „Gerade dich, Arbeiter, Wollen wir“ zeigt auf 25 Bildtafeln das Verhältnis von Nationalsozialismus und freien Gewerkschaften und erläutert Hintergründe zur Entwicklung der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft im Dritten Reich. Für den Herbst hat sich die SPD im Raum Vilsbiburg für eine Ausstellungsreihe angemeldet.