Der Kleine Widerstand in Geiselhöring

Veröffentlicht am 01.06.2011 in AntiFa/Migration

„Unter Zivilcourage versteht man die frei verantwortliche Tat“ - SPD-AK Labertal präsentierte den Kleinen Widerstand in Geiselhöring

Mehr als 12.000 Verfahren gab es allein in Südbayern gegen mutige Bürgerinnen und Bürger, die während der NS-Zeit wegen kritischer Äußerungen gegen den Nationalsozialismus oder das Abhören von Fremdsendern beschuldigt wurden. Am vergangenen Sonntag stellte Referent Albert Eichmeier aus Oberroning in Geiselhöring die Verfahren gegen den Bauern Ludwig Vilsmeier, den Maschinenschlosser Edmund Lermer, den Schneidermeister und Kinovorführer Hanns Malterer und Benefiziat Wolfgang Grassl vor. Im gut gefüllten Saal des Gasthauses Wild verfolgten, neben interessierten Ortsansässigen, die Vertreter der SPD-Ortsvereine Schierling und Langquaid sowie des Aktionsbündnisses „Geiselhöring bleibt BUNT“ den detaillierten Vortrag.

SPD-Ortsvorsitzender Johannes Faden erinnerte in seinem Grußwort an die Pflicht jedes Einzelnen, die Demokratie jederzeit zu verteidigen und bekräftigte, dass die Labertaler SPD und das Aktionsbündnis „Geiselhöring bleibt BUNT“ diese Aufgabe gewissenhaft wahrnähmen. Faden erklärte die Wichtigkeit der Dokumentation des Kleinen Widerstandes für die Kultur- und Sozialgeschichte - auch in Geiselhöring. Der Ortsvorsitzende präsentierte stolz die Traditionsfahne der Geiselhöringer SPD aus dem Jahre 1923, die „nur durch den Mut der Mitglieder der Vernichtung durch das NS-Regime entgangen ist“.

Referent Albert Eichmeier, Realschullehrer aus Oberroning, verstand es trotz – oder gerade wegen - der trockenen Aktenlage den Terror des Nazi-Regimes, der auch vor Geiselhöring nicht halt machte, eindringlich darzustellen. Gebannt verfolgten die Zuhörer die Erläuterungen zu den ausgewählten Verfahren gegen – gerade den Älteren – noch gut bekannten Mitbürgern. So manchem lief es kalt dem Rücken hinunter, als die Methode offen gelegt wurde, mit der die Menschen bereits 1933 eingeschüchtert und mundtot gemacht wurden. Eichmeier stellte klar, dass nur der Mut vieler die Katastrophe verhindern hätte können. Erschreckend war die Erkenntnis, dass nicht nur blanker Fanatismus, sondern auch ganz persönliche Rachegelüste zu Denunziation und Verfolgung führten. „Würde eine gewählte rechtsradikale Regierung heute entsprechende Gesetze erlassen, würden deutsche Beamte diese Gesetze uneingeschränkt ausführen und die Methode Terror würde wieder ihre Nutznießer finden“, zeigte sich Eichmeier überzeugt und erklärte: „Unter Zivilcourage versteht man die frei verantwortliche Tat, dazu ist jeder aufgerufen – heute wie damals“. Bevor er zu den einzelnen Beispielen kam, erläuterte Referent Eichmeier die allgemeine Aktenlage und die Tatsache, dass zwar in den Gemeinden vor Ort nicht mehr viele Akten vorhanden seien, aber in den Staats-Archiven in Landshut, vor allem aber in München (für Niederbayern) und Nürnberg (Oberpfalz) Tausende von Akten für alle interessierten Bürger und Bürgerinnen einsehbar seien.

Nochmals glimpflich davon gekommen

Anhand des Prozesses gegen den Bauern Ludwig Vilsmeier erläuterte Albert Eichmeier die Mechanismen des Terror-Regimes. Vilsmeier wurde von einem jungen, übereifrigen SA-Mann angezeigt, weil er keine Postkarten zur Unterstützung der Reichswettkämpfe der SA in Berlin kaufen wollte und sich „beleidigend“ gegenüber dem Führer gezeigt hatte. Außerdem weigerte sich Vilsmeier eine Hackenkreuzfahne zu kaufen und sein Anwesen an Feiertagen entsprechend zu schmücken - eine entsprechend negative Beurteilung stellte der Kreisleiter dem Landwirt aus. Es wurde deutlich, dass alle betroffenen Dienststellen ihren Eifer dokumentieren wollten und sich so an die nächst übergeordnete Stelle wandten. Über das Bezirksamt Mallersdorf, die Gestapo-Stellen München und Regensburg kam der Vorfall bis nach Berlin. Hier wurde die Strafverfolgung durch das Justizministerium angeordnet. Im folgenden Strafverfahren beim Sondergericht in München wurde Vilsmeier zu 2 Monaten Gefängnis und den Kosten des Verfahrens verurteilt. Die Tatsache, dass die Landwirtschaft besonders wichtig für die Versorgung der Bevölkerung war und dem Wohlwollen eines Geiselhöringer Polizeibeamten, der dem Bauern für das Gnadengesuch ein positives Zeugnis ausstellte, hatte er es zu verdanken, dass die Gefängnisstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt wurde. Vilsmeier bekam jedoch einen Eintrag in seine Akte wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz und musste das schriftliche Versprechen ablegen, sich „in Zukunft tadelfrei“ zu führen. Die 200 RM (entspricht etwa einem Monatslohn) Strafe durfte er nicht in Gänze bezahlen, sondern musste monatlich 20 RM persönlich in München in die Gerichtskasse einzahlen. Ähnlich glimpflich kamen der Maschinenschlosser Edmund Lermer, der Schneidermeister und Kinovorführer Hanns Malterer und Benefiziat Wolfgang Grassl davon. Im Fall Lermer widersprachen sich die Zeugen, Malterer wurde erkennbar aus „verschmähter Liebe“ denunziert, Graßl hatte als katholischer Pfarrer besondere Privilegien, die er nutzen konnte - die Verfahren wurden jeweils eingestellt. „Der Stress und die Probleme, die ein Ermittlungsverfahren für die Betroffenen brachte, dürfen nicht gering geschätzt werden“, so Albert Eichmeier – „und man konnte ja nie wissen, wie die ganze Sache ausgeht!“

KZ-Häftling Nr. 6186

Ein weiterer, sehr tragischer Fall, konnte nur oberflächlich angerissen werden, weil die in Geiselhöring lebenden Nachkommen selbst nach 74 Jahren nicht wollten, dass der Name des Betroffene genannt wurde. Bereits im Mai 1933 wurde das Mitglied der Kommunistischen Partei in Schutzhaft genommen und für vier Wochen ins KZ Dachau eingeliefert. Im Juni 1934 bekam er erneut rund 17 Monate KZ-Haft aufgebrummt. Im Mai 1937 wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er sich nicht daran hielt, über die Umstände seiner KZ-Haft zu schweigen. Im Wirtshaus erzählte er Weihnachten 1936, dass er zusammen mit den anderen Häftlingen den Heiligen Abend 1935 bei –20 Grad im Hemd auf dem Exerzierplatz in Dachau verbracht hatte. Außerdem bezeichnete er Franzosen und Russen als „Brüder“ – ein Vergehen gegen das Heimtücke-Gesetz, obwohl das Deutsche Reich zu dieser Zeit von einem Nichtangriffspakt mit den Russen, sowohl wirtschaftlich, als auch militärisch, profitierte. Zur Zuchthausstrafe kamen 3 Jahre Ehrverlust und deshalb die Aberkennung des Sorgerechts für seine fünf Kinder durch das Amtsgericht Mallersdorf – daran zerbrach Häftling Nr. 6186 endgültig und kam so am gleichen Tag der Verkündung des Urteils in der JVA Straubing 1937 zu Tode. Er wurde nach Kriegsende als „Verfolgter des Naziregimes“ offiziell anerkannt.

„Der ‚Kleine Widerstand’ in Geiselhöring erreicht nie die Berühmtheit von Dietrich Bonhoeffer, Claus von Stauffenberg oder Sophie Scholl. Die einfachen Bauern und Arbeiter, die Dorfpfarrer und die mutigen Bürger aus der eigenen Gemeinde, aus der eigenen Region, die versucht haben, dem Wahnsinn und dem Bösen zu widerstehen, kennt eigentlich nie-mand“, so AK Sprecher Rainer Pasta. Der SPD- Arbeitskreis Labertal würdigt mit der Vortragsreihe „Der Kleine Widerstand im Labertal“ gerade diese mutigen Bürger aus der Region. Albert Eichmeier bezeichnete die vorgestellten Unterlagen und Urteile für eine Kommune wie Geiselhöring, als ungeheueren Schatz, den es in kulturhistorischer, wie in sozialgeschichtlicher Hinsicht, zu würdigen gilt. Nach dem Vortrag meldete sich ein Besucher und berichtete über ein weiteres Verfahren gegen einen seiner Angehörigen, das bisher unbekannt war. Die Vortragsreihe wird in Rottenburg, Schierling, Neufahrn und Straubing fortgesetzt.

 

Programm für die Gemeinde Schierling

 2014 - 2020 und darüberhinaus

Aus dem Sitzungssaal

10.07.2018:

Antrag der SPD-Fraktion zur Bildung eines Arbeitskreises für das "Schierlinger Echo"

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02.07.2018:

Antrag der SPD-Fraktion zur Organisation und Durchführung erweiterter Bürgerbeteiligung

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19.04.2018:

Antrag der SPD-Fraktion zum Bau einer öffentlichen Toilettenanlage am Park&Ride-Platz am Bahnhof Eggmühl

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18.04.2018:

Antrag der SPD-Fraktion zur Übernahme des Leitfadens zur Durchführung von Bürger-informationsveranstaltungen und Bürgerbeteiligungsverfahren

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10.04.2018:

SPD-Haushaltsrede 2018

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19.06.2017:

Antrag der SPD-Fraktion zur Erstellung einer Satzung für Ehrungen durch die Gemeinde

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04.04.2017:

Antrag der SPD-Fraktion zur Auflösung des Kommunalunternehmens

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04.04.2017:

SPD-Haushaltsrede 2017

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14.06.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur Einrichtung eines Soforthilfefonds

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14.06.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur Nutzung des „Kommunalen Förderprogramms für mehr bezahlbaren Wohnraum"

"Kommunales Förderprogramm für mehr bezahlbaren Wohnraum" der Bayerischen Staatsregierung

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13.06.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur Verkehrsberuhigung

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26.04.2016:

SPD-Haushaltsrede 2016

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10.03.2016:

Zum Thema "Subsidiarität"...

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23.02.2016:

Beschlussvorlage "Anträge der SPD" öffentliche MGR-Sitzung am 23.02.2016

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12.02.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur Förderung des Tourismus

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10.02.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur Einführung eines Ermäßigungspasses für Bedürftige

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09.02.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur Einhaltung von Bebauungsplänen

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09.02.2016:

Antrag der SPD-Fraktion zur einheitlichen Kostenerstattung

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24.10.2015:

Antrag der SPD-Fraktion zur Klärung der formalen Grundlagen zum Betreiben der Bücherei

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24.09.2015:

Anfrage der SPD-Fraktion bezüglich der Büchereifinanzierung

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24.09.2015:

Antrag der SPD-Fraktion zur Einrichtung einer öffentlichen Toilette

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11.06.2015:

Antrag der SPD-Fraktion zur Erstellung eines Gutachtens über LTE-Standorte

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09.05.2015:

 

Antrag der SPD-Fraktion zur Unterstützung des Gemeinsamen Positionspapiers

 

Gemeinsames Positionspapier zu internationalen Handelsabkommen und kommunalen Dienstleistungen

 

Factsheet

Dürfen Kommunen sich zu Freihandelsabkommen äußern?

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28.04.2015:

SPD-Haushaltsrede 2015

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07.04.2015:

Antrag der SPD-Fraktion zur Familienfreundlichkeit

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27.01.2015:

Nebengebäude
Altes Schulhaus

20.09.2019:

Antrag für nachhaltige Auftragsvergabe

Kommentare zum Gesche-hen vor Ort und in der Welt

13.12.2016:
Weihnachtsansprache
der SPD-Fraktion

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15.12.2015:
Weihnachtsansprache
der SPD-Fraktion

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16.12.2014:
Weihnachtsansprache
der SPD-Fraktion

"Mei Draam"

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27.11.2014:

Bürgerversammlung Buchhausen

Kommunalpolitik aktuell: "Nachnutzung MUNA"

Projektentwurf
Rhododendronpark
Blühende Bunkerwelten"
www.hobbie-rhodo.de
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Projektentwurf
Bürgerpark eG
Mensch und Natur"
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Projektentwurf
SILVA PARADISUS
Waldparadies"

Kommunalpolitik aktuell: "Pilgerweg VIA NOVA"

VIA NOVA

Europäischer Pilger- und Friedensweg

Spirituelle Wegweisung für die Zukunft und eine große Chance für den naturnahen Nah- und Ferntourismus im Großen und Kleinen Labertal, z.B.

VIA NOVA

Weichenstellung für sanften Tourismus im Labertal

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VIA NOVA

europäischer Friedensweg mit Schlachtfeldrundweg um Eggmühl anno 1809

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VIA NOVA

Radl-Tour auf Niedermünsterrundweg

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VIA NOVA

Zeitreise document Niedermünster


Die Marktgemeinde Schierling ist nach einstimmigen Beschluss des Marktgemeinderates vom 29. März 2011 auf Antrag der SPD-Fraktion offizielle VIA NOVA-Gemeinde


www.pilgerweg-vianova.eu

Energiewende im Labertal

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Aktionsreihe AK Labertal "Zivilcourage zeigen"

Vortragsreihe im Rahmen der Historischen Themennachmittage:

"Der kleine Widerstand im Labertal"

27.03.2011: Langquaid

29.05.2011: Geiselhöring

16.10.2011: Rottenburg

22.04.2012: Straubing

28.10.2012: Schierling

 

SPD-Mandatsträger


Ismail Ertug, MdEP
Ihr Europaabgeordneter für die Oberpfalz u. Niederbayern
 
www.ertug.eu
 
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Marianne Schieder, MdB
Ihre Bundestagsabgeordnete für Stadt und Landkreis Regensburg
 
www.marianne-schieder.de
 
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Margit Wild, MdL
Ihre Landtagsabgeordnete für Stadt und Landkreis Regensburg
 
www.margitwild.de

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Zitate:


"Die CSU steht vor einem Scherbenhaufen, weil sie versucht hat, mit bewusster Irreführung das Volk hinters Licht zu führen."

 

Christian Ude, SPD-Spitzenkandidat und Oberbürgermeister von München, zur Pkw-Maut in seiner Rede beim Gillamoos 2013 im niederbayerischen Abensberg.


Buch-Tipp der SPD Schierling:

Von Sozialdemokraten gelesen - von Sozialdemokraten empfohlen:


"Macht und Missbrauch" Franz Josef Strauß und seine Nachfolger

Aufzeichnungen eines Ministerialbeamten

von Wilhelm Schlötterer, erschienen im Fackelträger-Verlag

Foto:

Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

 

"Dr. Wilhelm Schlötterer, ein ehemals leitender Steuerbeamter in Bayern, beschreibt in dem Buch seinen couragierten Kampf für Recht und Gesetz und gegen ein menschenverachtendes System, dass die CSU in Bayern über viele Jahre hinweg skrupellos ausbaute. Beginnend von Franz Josef Strauß, der in seiner Besessenheit nach Macht und Gier sich selbst zum Gesetz erhob, über seine Nachfolger Max Streibl und Edmund Stoiber bis in die heutigen Tage hinein entlarvt Schlötterer schonungslos die hässliche Fratze der CSU und setzt einen eindrucksvollen Schlussstrich unter der Legendenbildung um diese angeblich christlich-sozialen Partei.

Der Autor schildert das weit verbreitete Mitläufertum innerhalb der CSU, das die Missachtung der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie die schamlose Selbstbedienung mithilfe des Staatsapparates erst möglich machte.

Für seine standhafte Haltung und seine gelebte Zivilcourage gebührt Wilhelm Schlötterer höchste Anerkennung. Für uns soll dieses Buch Mahnung und Auftrag zugleich sein, diesem Missbrauch der Macht mit allen Mitteln der Demokratie konsequent entgegen zu treten."

 

Armin Buchner

SPD-Ortsverein Schierling