„Das KZ Flossenbürg gehört nicht nur zur Ortsgeschichte. Sie ist vielmehr gesamtdeutsche Geschichte. Mit der Erinnerung legen wir den Grundstein für die Zukunft.“
Dies erklärte der 1. Bürgermeister der Marktgemeinde Flossenbürg, Hans Kick bei der Begrüßung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Gedenkfahrt zum 65. Jahrestag der Befreiung und dem Ende des Naziterrors am 8. Mai 1945 am Eingang zum ehemaligen Appellplatz in der KZ-Gedenkstätte.
Auch die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende und Landtagsabgeordnete Annette Karl aus Altenstadt bei Weiden betonte in ihrer Rede am Mahnmal der Oberpfälzer SPD für die verfolgten Sozialdemokraten die besondere Verantwortung der Sozialdemokraten:
„Wir tragen diese Verantwortung ganz konkret. Wir sind es den vielen Genossinnen und Genossen schuldig, die hier und an anderen Orten des Terrors ihre Gesundheit und ihr Leben verloren haben für die ewig gültigen Ideale von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.“
Schierling/Flossenbürg. Es war eine bewegende Gedenkfahrt der SPD-Ortsvereine des Arbeitskreises Labertal am 8. Mai von Steinrain bei Pfaffenberg bis Flossenbürg unter der Leitung des AK-Vorsitzenden Rainer Pasta und des Schierlinger SPD-Ortsvorsitzenden Armin Buchner, die auch ein gnädiger Petrus begleitete.
Am Eingang der Gedenkstätte wurde die Delegation bereits vom stellvertretenden SPD-Bezirksvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Werner Schieder aus Weiden, MdL Annette Karl, 1. Bürgermeister Hans Kick und dem Flossenbürger SPD-Ortsvorsitzenden Peter Gruber erwartet. Bürgermeister Kick schilderte kurz den mühevollen Weg des „vergessenen“ KZ’s zur würdigen KZ-Gedenkstätte, die vor allem bei den ehemaligen KZ-Häftlingen und den Familien der KZ-Opfer viel Anerkennung finde.
Auf den am 9. April 1945 in Flossenbürg ermordeten evangelischen Pastor und Theologen Dietrich Bonhoeffer eingehend, betonte Hans Kick:
"Es war sehr schlimm, was hier Dietrich Bonhoeffer angetan wurde. Aber es war auch schlimm, dass in der Nachkriegszeit Dietrich Bonhoeffer verleugnet wurde.“
Schweigend gingen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen als erstes zum Mahnmal der verfolgten Sozialdemokraten, das zehn Jahre zuvor im Jahr 1995 von der OberpfalzSPD errichtet wurde. Die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Annette Karl, MdL, erinnerte an die unsäglichen Leiden und Opfer, die über 100.00 Menschen zwischen 1938 und 1945 im KZ Flossenbürg durchlitten hätten. „Dieser Gedenkstein steht in seiner Kantigkeit und Rohheit für die Würde der Menschen und gleichzeitig für die zugefügten Qualen“, betonte die SPD-Abgeordnete. Dieser Stein solle „bewusst Anstoß erregen für uns, die wir zwar die Gnade der späten Geburt beanspruchen können, aber dennoch verantwortlich sind, dass sich nie mehr wiederholt, was hier geschehen ist.“ Annette Karl legte zusammen mit MdB Werner Schieder, Marktrat Armin Buchner und 1. Bürgermeister Hans Kick ein Blumengebinde nieder.
Die zweite Station war der Hinrichtungsplatz, auf dem Dietrich Bonhoeffer zusammen mit anderen Leidensgefährten des militärischen Widerstandes wie Admiral Canaris, General Oster, von Rabenau und viele andere kurz vor Kriegsende den grausamen Tod am Galgen erlitten.
SPD-Bezirksgeschäftsführer a.D. Martin Auer schilderte in seiner Gedenkrede die letzten Minuten von Dietrich Bonhoeffer mit den Worten eines SS-Augenzeugen:
Er habe durch den Türspalt in einer Zelle dieser Arrestbaracke einen knieenden Mann gesehen, ohne seine Person zu kennen. Nie habe er in seiner langen Praxis einen Menschen so bewusst, so angstlos sterben gesehen. Die Ruhe und Ungebeugtheit dieses ungewöhnlich anziehend erscheinenden Menschen habe ihn auf das tiefste erschüttert, wird der SS-Arzt zitiert. „Auch an der Richtstätte selbst betete er noch kurz und bestieg dann mutig und gefasst den Galgen."
Noch am Vorabend des 8. April grüßte er über einen Mithäftling in Schönberg bei Zwiesel seinen Freund und späteren Bischof von Chichester Georg Bell mit dem Satz:
„Das ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.“
Martin Auer stellte die Frage, was uns dieser Mann Dietrich Bonhoeffer noch zu sagen habe und welche Impulse wir aus seinem Leben und seiner Theologie für unser eigenes Leben gewinnen könnten.
Er schloss seine kurze Ansprache mit einigen Sätzen des früheren SPD-Landesvorsitzenden Waldemar von Knoeringen:
„Keine pragmatische Politik wird auf Dauer Erfolg haben, wenn nicht auf höherer Ebene jene menschliche Substanz wirksam wird, für die die Frauen und Männer des Widerstandes in den Stunden ihrer tiefsten Erniedrigung Zeugnis ablegten. Moral in der Politik heißt, Anständigkeit, Toleranz, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit in allen öffentlichen Dingen zur Geltung zu bringen. Moral in der Politik heißt, sich bei allem Tun bewusst sein, dass es nicht einfach um Macht, sondern um das Maß menschlicher Würde geht. Moral in der Politik das heißt auch Streben nach Wahrhaftigkeit. Wird die Lüge zum Instrument der Politik in irgendeinem ‚höheren Interesse’, so verlässt diese Politik den Boden der Humanität.“
Auch hier legten die SPD-Vertreter an der Gedenktafel für die hingerichteten Opfer ein Blumengebinde nieder. Es schloss sich ein zweistündiger Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte an, vom Appellplatz, dem Gefangenenbad, der erschütternden Ausstellung, bis hin zum Tal des Todes“ mit dem Krematorium, der Erschießungsstätte der SS und dem Aschehügel der zu Tausenden verbrannten Opfer, beeindruckend geführt von Personal der KZ-Gedenkstätte.
Die Gedenkfahrt erwies sich als das richtige Bindeglied zwischen den Themennachmittagen zur Muna Schierling und zu dem Todesmarsch von Flossenbürg bis Ergoldsbach sowie der Wanderausstellung über Dietrich Bonhoeffer zusammen mit den evangelischen Kirchengemeinden ab dem 17. Mai in Geiselhöring, Straubing, Neufahrn, Schierling, Rottenburg, Mallersdorf, Kelheim und Abensberg.