In einer bewegenden Gedenkrede erinnerte Franz Graf, Lehrer am Gymnasium Mallersdorf, an die Opfer des Todesmarsches vom KZ Flossenbürg durch das Labertal Ende April 1945, die in 67 Gräbern auf dem Ehrenfriedhof bestattet sind.
Dem Mut und der Zivilcourage von drei Bürgern aus Ergoldsbach und Neufahrn bei der Rettung von 13 KZ-Häftlingen ist es zu verdanken, dass es kein "Friedhof der 80" geworden ist.
"Die SPD hat gerufen und erfreulich viele Geschichtsinteressierte sind gekommen, um hier ein Zeichen zu setzen:
- den Toten zum ehrenden Gedenken
- den Mördern zur ewigen Schande
- den Nachgeborenen zur Mahnung
Zum heutigen Anlass passend möchte ich ein kurzes Gedicht vortragen.
Von Wolfgang Kunz mit dem Titel Jüdischer Friedhof:
Jüdischer Friedhof
Namen
kaum noch lesbar
auf zerfallenen Grabsteinen
Da ist niemand,
den man fragen könnte
nach einem gelebten Leben,
nach der Geschichte
einer Liebe oder
wie einer starb
Kalt geht hier
der Wind
über Leichen
In Nacht und Nebel
verliert sich
die Spur...
Entgegen dieser pessimistischen Grundstimmung im Text ist es uns gelungen, in ca. 20 Fällen die Anonymität der Opfer aufzubrechen und Namen hörbar zu machen:
- Moczke Chenezinski
- Izak Dawziger
- Wolf Chriewski
- Schmuhl Glicksman
- Meyerowicz Schlammer
- Josef Sik
- Erdek Muschkowicz
- Kalmen Papier
- David Pokorski
- Kaganowicz Rosen
- Grozecki Saul
- Ernst Hollececk
- Max Moskowits
- Eisig Fürstenfeld
- Max Wenk
- Armin Rosenberg
- Liebermann Mayer
- Maxel Goldscher
Überwiegend Polnische Juden, zum Teil mit Geburtsdatum, Herkunftsort, Berufsangabe.
Besonders tragisch: manche der 67 hier haben den mörderischen KZ-Evakuierungs-Marsch überstanden, auch den 8.Mai - den Tag der deutschen Kapitulation überlebt, waren aber körperlich so geschwächt, dass sie nicht mehr zu retten waren.
Am besten dokumentiert ist das Schicksal der geflüchteten und wieder eingefangenen KZ-ler, die Dank der Zivilcourage von drei mutigen Personen (Zwei Polizisten und eine Bäuerin) gerettet wurden. Sonst wäre es ein "Friedhof der 80 geworden".
Wir bewegen uns heute auf historischen Spuren, allerdings in umgekehrter Richtung: für 67 war hier Endstation; aufgebrochen waren sie von Flossenbürg, etliche auch von Buchenwald.
Wenn wir den Blick ins Labertal schweifen lassen, werden wir sehr bald an Orten vorbeikommen, wo sich die Ereignisse jener Nacht vom 27.April 1945 präzise rekonstruieren lassen: die damals gesprengte Eisenbahnbrücke bei Oberlindhart, die Huber-Mühle, wo einige Geflüchtete Zuflucht fanden, der Schmalzl-Stadel, wo die Elendsgestalten für eine Nacht einquartiert waren...
Was ich außerdem noch anbieten kann während der Weiterfahrt im Bus:
Fotos und Materialien/Dokumente. Wer es ganz genau wissen möchte, der lese bitte die Dokumentation im jüngsten Heft "Im Labertal" nach, die Rainer Pasta zusammengestellt hat.
Beim Herausgehen möchte ich noch eine Broschüre verteilen, von einer Veranstaltung vor einer Woche in Ergoldsbach; Dort wurde "unser Thema" aktualisiert in Zusammenarbeit mit der Dominik-Brunner-Stiftung.
Vielen Dank"
Franz Graf
am 08.05.2010