Die Überraschung war vollkommen, als Martin Auer in der Wahlversammlung der SPD-Liste im Gasthaus Wolff den Unterlaichlingern im Namen der SPD zum bevorstehenden eintausendzwei-hundertsten Geburtstag gratulierte. Denn vom 10. März 814 datiert eine Schenkungsurkunde eines Laichlinger Adeligen und seines geistlichen Sohnes an das Kloster St. Emmeran. Auer bedauerte, dass die historische Traditionspflege als Teil der kommunalen Kulturarbeit sich fast ausschließlich auf den Hauptort konzentriere. Dabei sei Schierling nur so stark durch seine Ortschaften ringsum mit starken über 1.100 Jahre alten Wurzeln. Die erstmalige Erwähnung von Orten wie Buchhausen, Zaitzkofen und Pinkofen sei zum Beispiel rund hundert Jahre früher als die von Schierling.
Begonnen hatte die Wahlversammlung mit persönlichen und politischen Vorstellung von Bürgermeisterkandidatin Madlen Melzer. Als medizinisch-technische Assistentin arbeite sie an der Rheumaforschung an der Universität. Dass sie eine klare Alternative zum amtierenden CDU-Bürgermeister sein wolle, machte sie in ihrer Rede deutlich. Die unter Bürgermeister Gascher eingeführte „autoritäre Basta-Politik“ werde von ihr beendet werden zugunsten einer offenen und fairen Diskussionskultur im Gemeinderat. Dieser sei kein „Abnick-Verein“ am Gängelband der Rathausspitze und habe ein Recht auf eine frühzeitige und umfassende Informationen. Transparenz sei eine Zauberformel im Umgang mit dem Marktrat und der Bürgerschaft. Die kritische Debatte um das Kommunalunternehmen komme nicht von ungefähr. Madlen Melzer erinnerte an das von der SPD offensiv unterstützte Bürgerbegehren zum Birlbaum-Gewerbegebiet und an die vom Rathaus und der CSU hochgespielte „Holmer-Blase als Faustpfand für den Bürgerentscheid.“ Zum Leitbild der Gemeinde gehörten der Stellenwert der Jungen Familien wie der älteren Generation und eine nachhaltige Politik im dem Energie- und Verkehrssektor. „Ich will eine Alternative zum amtierenden Bürgermeister sein,“ begründete Melzer abschließend ihre Kandidatur.
Den Reigen der Kandidatenvorstellung führte Hartmut Gust an. Als Geschäftsmann und jahrzehntelanger Aktivist der ehrenamtlichen Vereinsarbeit möchte er die gewonnenen Erfahrungen und dazu auch neue Ideen in die Gemeinderatsarbeit einbringen. Dr. Ursula Grandel ist seit vielen Jahren ein Fan der unmittelbaren Bürgerbeteiligung und der Transparenz. Sie habe dazu auf der Moderatorenakademie der bekannten Fernsehmoderatorin Carmen Thomas viel gelernt. Erste Aufgabe des neuen Gemeinderates müsse ein Kassensturz sein und angesichts von 15 Millionen Schulden und Zahlungsverpflichtungen als Bilanz des alten Jahres die Prüfung der wahren Finanzlage der Gemeinde. Die Frage müsse erlaubt sein, warum den Bürgern bei den Wasser- und Abwassergebühren anteilig kalkulatorische Kosten von fast 100.000 Euro in Rechnung gestellt werden, darunter auch für Personal und Sachaufwand des Rathauses, während das Kommunalunternehmen in seiner Betriebskostenrechnung von solchen anteiligen Personal, Raum-, Geräte- und Sachkosten verschont bleibe. Bisher habe auch niemand die Frage beantworten können oder wollen, ob die beiden Vorstandsherren des Kommunalunternehmens für diese Tätigkeit neben ihren Gehältern noch Sondervergütungen erhielten.
Josef Röhrl möchte der Sprecher der Dörfer sein. Er werde sich garantiert keinen Maulkorb umbinden lassen und wolle mit seiner Kandidatur parteiübergreifend die Opposition stärken. Röhrl sieht sich als Verfechter einer objektiven Informations-politik und als Gegner der „Dauer-Selbstbeweihräucherung“ der Rathausspitze. Maria Auer kämpft für eine Rückkehr zum früheren 5-Zonen-Ticket für Schierling. Die Erhöhung des Öko-Ticket-Abos von 366 auf 495 Euro und des Einzeltickets von 8 auf rund 13 Euro für die Fahrten nach Regensburg sei nicht zu akzeptieren. Auch dass Schierling an Sonntagen völlig vom ÖPNV abgehängt sei, müsse rasch geändert werden.