Die SPD-Ortsvereine Schierling u. Langquaid mit Dipl.Ing. Jan Ritter bei der Besichtigung des ehem. Depotgeländes. Die SPD-Ortsvereine Schierling und Langquaid entwickelten bei einer Besichtigung des Muna-Areals am Samstag, 23. Januar 2010 anlässlich des Historischen Themennachmittages des Ortsvereins Schierling Visionen für künftige Möglichkeiten einer Nachnutzung.
Schierling. Die künftige Nutzung des ehemaligen Munitionsdepots brennt den beiden SPD-Ortsvereinen Schierling und Langquaid auf den Nägeln. Deshalb unternahmen sie mit ihren Vorsitzenden Kirsten Reiter und Armin Buchner am vergangenen Wochenende eine fast vierstündige Besichtigung und Wanderung durch das gesamte Depotgelände unter der sachkundigen Führung von Heinrich Dettenkofer, Teugn, von der Standortverwaltung in Regensburg. Dabei waren auch Dipl. Ing. Jan Ritter aus Hamburg, ein bundesweit forschender Experte für Munitionsdepots und militärische Anlagen der Reichswehr und ihrer Nachfolge-Organisationen Bundeswehr und Volksarmee, sowie Wolfgang Treppesch von der Labertalbahn. Letzterer zeigte an Ort und Stelle den Besuchern den Lok-Schuppen mit Lokomotive und stellte die Labertalbahn als wichtigen Verkehrsfaktor für die Nachfolgenutzung des Depots vor. Die Winterwanderung rund um das gesamte knapp 180 Hektar große Depotgelände an den knapp 110 Bunkern und Wasserreservoirs vorbei machte die Entwicklungschancen für die Region zum Guten wie zum Schlechten deutlich.
So hängt denn auch die Zukunft des ehemaligen Depots und damit auch für das Umland nicht nur voller Geigen, sondern birgt auch das Risiko des glatten Gegenteils. Darum und um die offenkundig vorhandenen Altlasten und ihre Beseitigung ging es deshalb auch beim SPD-Stammtisch am Montagabend im Gasthaus Aumeier, an dem auch der Hamburger Depot-Experte Dipl.Ing. Jan Ritter teilnahm. Der SPD-Ortsverein räumt der Nachnutzung des Depotgeländes als Kernstück eines Tourismus-Konzeptes für das gesamte Umland die größte Priorität ein, betonte SPD-Vorsitzender Armin Buchner unter Verweis auf die Begehung. Er weiß sich dabei einig mit dem allergrößten Teil der „Zukunftskonferenz“, deren Vorstellungen in die gleiche Richtung gingen. Ob als Freizeitpark „Muna-Land“ oder als Märchenwald oder Wildpark, spiele momentan noch keine Rolle. Durch die Labertalbahn und der Ausfahrt Schierling-Süd der B 15 neu sowie der Anbindung an das nahe Radwandernetz gäbe es eine touristische Erschließung erster Güte. Für Hartmut Gust wäre eine solche Nachnutzung nach den ausgestandenen Todesängsten angesichts der großen Bedrohung vor 65 Jahren „ein wunderbares Geschenk“ an die Bevölkerung des gesamten Umlandes.
Andererseits schießen aber auch die Spekulationen in die andere Richtung ins Kraut, zum Beispiel die Nachfolgenutzung des Depots als Auto-Park eines Automobilkonzerns oder die Verfüllung der über 100 Bunker mit Problemrückständen. Deshalb möchte Armin Buchner und mit ihm der SPD-Ortsverein, dass der Bürgermeister endlich die Geheimniskrämerei beendet und seine Vorstellungen einer künftigen Nachnutzung des Depots offenlegt. Es könne nicht sein, dass sich die Bürger in einer Zukunftswerkstatt Pläne über die Konvertierung des Geländes zu einer Top-Adresse der Naherholung schmieden dürften, während das Rathaus zusammen mit der BIMA, des Vermögensunternehmens des Bundesfinanzministeriums „ein eigenes Süppchen koche“ und die Bürgerschaft dann vor vollendete Tatsachen stelle, betonte Martin Auer.
Er forderte dazu aber auch eine rasche Klärung der vom Verteidigungsministerium eingeräumten Altlastenverdachtsfälle im Depotgelände. Es müsse, wie 2004 auch versprochen, „stubenrein“ den Nachnutzern, ob privaten oder kommunalen, übergeben werden. „Verdachtsfälle räumt man so oder so aus und man kauft keine Katze im Sack“, betonte er. Am Ende würden nämlich nach der Rechtslage die neuen Grundstückbesitzer und, wenn diese die Sanierungskosten nicht schultern könnten, die Gemeinde die Altlastenbeseitigung bezahlen. Laut Dipl. Ing. Jan Ritter, ein intimer Kenner dieser Problematik in vielen ehemaligen militärischen Anlagen, wies darauf hin, dass das Munitionsdepot nach wie vor im Rüstungsaltlastenverzeichnis des Bundesumweltministeriums enthalten sei. Ein Untersuchungsbericht zu den „Rüstungsaltlastenverdachtsstandorte in Bayern“ des bayerischen Umweltministeriums listet für die „Luft-Munitionsanstalt 2/VII Schierling“ neun Verdachtsfälle auf, die von einer „nicht lokalisierbaren Munitionsvergrabungsstelle“ bis hin zu (Bomben-)Sprengplätzen und „Neutralisierungsgruben“ (z.B. mit dem US-Foto von 1946 über die „Neutralisierung“ einer mit dem Nervengiftgas Tabun gefüllten Bombe) innerhalb und außerhalb des Depotgeländes reichen. Für den SPD-Ortsverein ist das Anlass genug zur Forderung, die Fakten auf den Tisch zu legen und nichts „unter den Tisch zu kehren.