v.l.: Gustav Roth-Sippl (Bundesvorstandsmitglied der Seliger-Gemeinde), Otto Ullrich, Verwaltungsleiter LA.KUmed Johann Butz, MdL Christa Naaß, Ruth Müller (SPD-Kreisvorsitzende Landshut), Sigrid Leneis (stellvertretende Landesvorsitzende sudetendeutsche Landsmannschaft), Rainer Pasta (Sprecher SPD AK Labertal) vor der Tafel mit den Informationen zu Volkmar Gabert.
Ausstellungseröffnung in der Schlossklinik Rottenburg
Vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD im Bayerischen Landtag, MdL Christa Naaß: "Diese Geschichte muss weiter erzählt werden."
Mit „Yesterday“ von den Beatles stimmte Peter Schmid die Besucher, passend zum historischen Thema der Ausstellung „Die sudetendeutschen Sozialdemokraten“, in den Räumen der Schlossklinik Rottenburg ein. Gekommen waren neben vielen SPD-Mitgliedern aus dem Einzugsgebiet des SPD-AK Labertal unter anderem auch Sigrid Leneis, die stellvertretende Landesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Otto Ulrich aus Landshut, ein langjähriger Freund Volkmar Gaberts, der bis zu seinem Tod 2003 der am längsten amtierende Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde war.

Johann Butz, Verwaltungsleiter von LA.KUmed begrüßte die Gäste im Kaisersaal und freute sich, dass für den Landkreis Landshut die Schlossklinik Rottenburg ausgewählt wurde, diese Ausstellung zu zeigen, die erstmals in Niederbayern präsentiert und in der Region Labertal gezeigt wird. In das Konzept „Kultur in der Schlossklinik“ passe die Ausstellung sehr gut und werde sicher von den Gästen und Patienten der geriatrischen Einrichtung besucht. Er selbst habe bereits mit Interesse die Tafeln gelesen, habe er doch über seine Mutter auch sudetendeutsche Wurzeln. „Aus der eigenen Familie, die aus dem Kreis Jauernick kam, kenne ich viele dieser Schicksale“, so Butz.
In ihrer Einführung erinnerte die Kreisvorsitzende der SPD, Ruth Müller daran, dass das Schicksal „Verfolgung und Vertreibung – Flucht und neue Heimat“ auch heute vielen Menschen auf unserer Welt nicht erspart bleibe. Im Landkreis Landshut könne man das im Moment hautnah erleben, wenn die Asylbewerber in den Gemeinden ankommen. Sie waren monate- oder wochenlang unterwegs, mussten ihre Heimat verlassen und seien in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit losgezogen.
„Frieden und Freiheit – diese Begriffe kannte die Jugend in Europa in den Jahren der Nazidiktatur gar nicht mehr. Die Menschen waren froh, wenn sie mit dem nackten Leben davon kamen. Und auch sie machten sich auf den Weg in eine neue Welt, verließen ihre Wurzeln und versuchten, sich woanders ein neues Leben aufzubauen“, so Müller. Mit dieser Ausstellung wolle man dazu beitragen, an die Leistung derer zu erinnern, die nicht gerne und nicht freiwillig kamen und die doch unsere Region durch ihre Kultur, durch ihre Sprache und ihre Religion mitgeprägt hätten.
Die vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD im Bayerischen Landtag, MdL Christa Naaß erinnerte an die Beweggründe, diese Ausstellung zu konzipieren: die Gründung der DSAP im Jahr 1909 und den 60. Geburtstag der Seligergemeinde 2011. Die Ausstellung und der Katalog, der die 40 Tafeln dokumentiert, seien wertvolle Schätze der Erinnerung und eine umfangreiche Darstellung der Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, die sich gegen den Nationalsozialismus und für Völkerverständigung gestellt hat, so Naaß.
Diese Geschichte müsse weiter erzählt werden, weil sie weiterwirken müsse. Darin stecken zeitlose Botschaften, die auch heute wieder zeitgemäß seien: Internationale Solidarität, Antimilitarismus, Antinationalismus, Demokratie und Freiheit und das Recht auf Heimat.
Vor über 60 Jahren waren rund acht Millionen Deutsche aus den ehemaligen Ostgebieten in den westlichen Besatzungszonen angekommen. Sie hatten nicht nur Hab und Gut, sondern auch die Heimat und die Würde verloren und leben unter schwierigsten Bedingungen in überfüllten Lagern. 1960 lebten allein im Landkreis Landshut lebten 9.500 Flüchtlinge und Vertriebene, von damals 39.600 Einwohnern. Unter den 47.200 Einwohnern der Stadt Landshut waren 11.500 Vertriebene. Das sei eine gewaltige Herausforderung an Politik und Gesellschaft gewesen, so MdL Christa Naaß. Das dies so gut geglückt sei, müsse im Nachhinein als „Wunder“ bezeichnet werden. Zu dem vielgelobten Begriff des „Wirtschaftswunders“ sei das „Wunder der Integration“ hinzugekommen.
Gustav Roth-Sippl vom Bundesvorstand der Seliger-Gemeinde bedankte sich bei den Initiatoren der Ausstellung und bei der Landtagsabgeordneten für die interessante Einführung. Er weiß auf den Ausstellungskatalog hin, der ebenfalls zweisprachig alle 40 Tafeln beschreibt und zum Preis von zwölf Euro an der Pforte erworben werden kann.
Die Ausstellung ist bis 10. Juni tagsüber im 1. Stock der Schlossklinik zu besichtigen, ab 11. Juni ist die nächste Station der Ausstellungsreihe das Kreiskrankenhaus in Mallersdorf.