Sterben und Überleben im KZ-Außenlager Obertraubling
Historischer Themennachmittag des SPD-AK Labertal in Neufahrn
Im Frühjahr 1945 führten mehrere Todesmärsche KZ-Häftlinge durch Neufahrn – einige davon kamen wohl auch aus dem KZ-Außenlager am Fliegerhorst Obertraubling. Lehrerin Heike Wolter und Schüler des Projekt-Seminars Geschichte des Gymnasiums Neutraubling 2010/12 stellen auf Einladung des SPD-Arbeitskreises Labertal am Sonntag, den 20. Januar um 17 Uhr im Schlosshotel Neufahrn die Ergebnisse ihrer Recherchen anhand einer Publikation und eines kurzen Films vor. Im Fokus steht auch die schwierige Erinnerungskultur, nicht nur in den betroffenen Gemeinden.
Lange war das Thema KZ in Obertraubling und Neutraubling ein Tabu. Im Februar 1945 schickte man 600 Häftlinge vom Konzentrationslager Flossenbürg, die Hälfte von ihnen Juden, die meist aus den Vernichtungslagern im Osten auf sogenannte Todesmärsche geschickt worden waren, in Begleitung von 50 SS-Männern noch nach Obertraubling auf das Gelände der Messerschmitt-Werke, in denen Kampfflugzeuge gefertigt wurden. Die Aufgabe des Außenkommandos war es, die Schäden aus den Bombardements der alliierten Verbände an den Rollbahnen zu beseitigen. Ein großer Teil von ihnen überlebte jene 58 Tage, die das Lager bestand, nicht. Die ausgezehrten und völlig entkräfteten Menschen verhungerten, erlagen den Anstrengungen der Zwangsarbeit oder wurden von der SS ermordet. Am 16. April 1945 wurde das KZ-Außenlager aufgelöst und die marschfähigen Gefangenen auf den Fußweg nach Dachau – wohl über Neufahrn - geschickt. Nur etwa ein Drittel überlebte den Todesmarsch, einige konnten fliehen.
Die Geschichtslehrerin und Archivpflegerin Heike Wolter leitete ihre Schüler an und steuerte als eigenen Beitrag Recherchen und Interviews mit vier Überlebenden des KZ-Außenkommandos bei. Hierfür reiste sie bereits im Vorfeld in die USA. Ehemalige Häftlinge, die Lager und Todesmarsch überlebten und noch heute in den USA leben, halfen, ein umfassendes Bild des Lagers zu zeichnen. In mehreren Aufsätzen und mit historischen Bilddokumenten eröffnen die Schülerinnen und Schüler einen augenfälligen Zugang zu den jeweiligen Aspekten und Problemlagen des KZ-Außenlager Obertraubling.
„Wer die engagierte Lehrerin und die beteiligten Schüler "live" erleben möchte, der ist herzlich eingeladen zum ersten Historischen Themennachmittag des AK Labertal in Neufahrn“, so AK-Sprecher Rainer Pasta. „Zu Recht wurden die Schülerarbeiten zum KZ-Außenlager Obertraubling vielfach mit Lob, Anerkennung und Preisen bedacht“.
Der SPD-Ortsverein Schierling nimmt am Historischen Themennachmittag am 20. Januar, im Neufahrner Schlosshotel teil. Es besteht Mitfahrgelegenheit. Anmeldungen nimmt Martin Auer, 09451/1761, e-mail: aueropa@t-online.de, entgegen.